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Porträt Trio Catch

Der Name ist Programm

Einfangen, Neugier wecken, begeistern: Die drei jungen Damen des Trio Catch wollen das Publikum für Neue Musik gewinnen

vonGeorg Rudiger,

Drei junge Frauen stehen im Dreck. Der Stachel des Cellos bohrt sich in die Erde, doch das gewählte Schuhwerk mit den Pfennigabsätzen ist nur bedingt für den Outdoor-Einsatz geeignet. Und auch die Klarinette wirkt in der tristen Baugrube deplatziert …

Die Irritationen, die das Foto des Trio Catch beim Betrachter auslöst, sind durchaus gewollt. Denn Neugierde und eine gewisse musikalische Abenteuerlust prägen das Ensemble, dessen Mitglieder sich 2010 bei der internationalen Akademie des Ensembles Modern in Frankfurt kennenlernten. Und dessen Name Programm ist: Die Ungarin Boglárka Pecze (Klarinette), die Schweizerin Eva Boesch (Violoncello) und die Südkoreanerin Sun-Young Nam (Klavier) möchten ihr Publikum mit ungewöhnlichen Projekten einfangen – und die Hemmschwelle gegenüber der zeitgenössischen Musik senken.

Dass die attraktiven Damen so viel Neue Musik spielen, hat indes auch mit dem schmalen klassischen Repertoire zu tun, das es für ihre Besetzung nur gibt. „Natürlich haben wir die bekannten Klarinettentrios von Beethoven und Brahms“, sagt Pecze. „Doch abgesehen davon gibt es nur noch eine Handvoll interessanter Originalliteratur von Komponisten wie Michail Glinka und Max Bruch – nach 1940 indes sind jede Menge toller, nahezu unbekannter Stücke geschrieben worden, denen wir uns mit Leidenschaft widmen.“

Trio Catch startet durch

Der flotte Dreier kann sich im schwierigen Klassikmarkt gut behaupten. Als Rising Stars der European Concert Hall Organisation haben die Drei in der Saison 2015/16 große Konzertsäle bespielt wie das Concertgebouw Amsterdam, das Wiener Konzerthaus oder das Festspielhaus Baden-Baden. Neben den Reihen der klassischen Veranstalter, in deren Konzerten das Ensemble gemischte Programme präsentiert, sind die Musikerinnen zudem bei renommierten Neue-Musik-Festivals wie Ultraschall in Berlin oder den Wittener Tagen für neue Kammermusik gefragt.

Und trotzdem sind feste Klarinettentrios im Gegensatz zu Streichquartetten oder Klaviertrios eine Rarität: Kommen doch hier drei verschiedene Instrumentenfamilien zusammen. „Die Kombination hat einen großen klangfarblichen Reiz, birgt aber auch viele Schwierigkeiten“, sagt Pecze. „Die Intonation ist immer heikel: Der Ton der Klarinette braucht einen anderen Einschwingungsvorgang als der des Violoncellos – und unsere Pianistin muss gemeinsam mit uns atmen, damit wir alles gut zusammenkriegen.“ Dass obendrein zeitgenössische Musik dem Publikum vermittelt werden soll, ist für das Trio indes eine Selbstverständlichkeit – und das nicht nur in speziellen Projekten für Kinder und Jugendliche: So reden sie bei jedem ihrer Konzerte mit den Zuhörern und erzählen ein paar Worte über das Programm.

In der Hamburger Konzertreihe „Ohrknacker“ treiben sie dieses Prinzip auf die Spitze, indem sie jeweils eine neue Komposition mit dem Publikum diskutieren. „Wir nehmen das Stück komplett auseinander, das Publikum darf dabei jederzeit Fragen stellen“, skizziert Pecze die Idee. „Auch wir sprechen ganz offen über unsere Schwierigkeiten mit der Komposition, zeigen Spieltechniken und geben ein paar Hörhilfen.“ Ein Format, das gut ankommt: einfach, weil das Publikum bei der Rezeption nicht allein gelassen wird.

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