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„Die Schöpfung“ von Joseph Haydn

Wo Gegensätze versöhnt werden

800 Sänger feiern in Braunschweig in der Volkswagen Halle das Reformationsjubiläum mit Haydns Oratorium „Die Schöpfung“

vonGeorg Pepl,

Schon der früheste Kritiker zeigte sich begeistert: „Die Musik hat eine Kraft der Darstellung, welche alle Vorstellung übertrifft; man wird hingerissen, sieht der Elemente Sturm, sieht es Licht werden, die gefallenen Geister tief in den Abgrund sinken, zittert beym Rollen des Donners, stimmt mit in den Feyergesang der himmlichen Bewohner.“ So enthuisastisch war das erste Presseecho auf Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“, und seitdem hat das Werk nichts von seiner Frische und Beliebtheit eingebüßt.

Bei der Wiener Uraufführung am 30. April 1798 betrug die Zahl der Musiker wohl mindestens 140 bis 160, wie der Haydn-Forscher Georg Feder schrieb. Da im späten 18. Jahrhundert in England die Tendenz zur größtmöglichsten Besetzung aufgekommen war und diese von Händels Oratorien auf andere Werke übertragen wurde, präsentierte man später auch Haydns „Schöpfung“ mit Massenbesetzungen. Zum Beispiel gab es 1839 eine Aufführung in Florenz mit 360 Sängern.

„Die Schöpfung“: Masse und Klasse müssen keine Gegensätze sein

An diese Tradition knüpft nun ein Konzert-Projekt der Braunschweigischen Landeskirche zum Reformationsjubiläum an, wenn Haydns Oratorium mit 800 Sängerinnen und Sängern in der Volkswagen Halle Braunschweig erklingt. Unter der Leitung von Landeskirchenmusikdirektor Claus-Eduard Hecker singen zahlreiche Chöre der Landeskirche und ihrer Partnerkirchen aus England, Indien, Japan, Namibia und Tschechien. Ohne Übertreibung darf man von einem Singfest der Superlative sprechen. Auch werden 6.000 Zuhörer erwartet.

Masse und Klasse müssen keine Gegensätze sein – so könnte die Lehre aus diesem einmaligen Konzert lauten, wie auch Haydns Komposition auf wunderbare Weise unterschiedliche Komponenten vereint: Das Erhabene verbindet sich mit dem Anmutigen, das Kunstvolle mit dem Populären. Auf Universalität zielt Klassik im empathischen Sinne, was durchaus ein utopisches Moment beinhaltet. Der große Musikwissenschaftler Carl Dahlhaus bemerkte dazu: „Dass in Werken wie Mozarts ‚Zauberflöte’ und Haydns ‚Schöpfung’ die Differenz zwischen populärer und esoterischer Musik aufgehoben ist, gehört zur historischen Signatur einer Klassik, die als glücklicher Augenblick der Versöhnung aus einer Geschichte von Spaltungen und Gegensätzen herausragt.“

concerti-Tipp:

Joseph Haydn: „Die Schöpfung“
So. 10.9., 17 Uhr
Volkswagen Halle
Braunschweig

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