„FinsterHERZ oder Orfeo17“ in Potsdam
Monteverdis „Orfeo“ trifft auf Conrads „Heart of Darkness“
Das Szenische Konzert „FinsterHERZ oder Orfeo17“ von Helmut Oehring bietet gehörlosen Geflüchteten ein Podium
© Oellermann
Helmut Oehring
Die drei sind ein langjährig eingespieltes Team: der Komponist Helmut Oehring, seine Frau Stefanie Wördemann als Texterin sowie der Sounddesigner Torsten Ottersberg, der die Elektronik betreut. In ihren „Antwortmusik-Produktionen“ suchen die drei Künstler die audiovisuelle Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen. Das neue Stück „FinsterHERZ oder Orfeo17“ setzt einen Dialog zwischen Potsdamer Musikern und kunstschaffenden Flüchtlingen in Gang.
Seelische Abgründe an der Schwelle des Todes
Als Ausgangspunkt dienen zwei berühmte Kunstwerke: Claudio Monteverdis Oper „L’Orfeo“, 1607 uraufgeführt, und Joseph Conrads Roman „Herz der Finsternis“ von 1899. Beide sind als „Reiseberichte“ zugleich Erkundungen seelischer Abgründe an der Schwelle des Todes. Monteverdis Oper erzählt vom mythischen Sänger Orpheus, der seiner Freundin Eurydike in die Unterwelt folgt. Bei Joseph Conrad hingegen begibt sich der Erzähler immer tiefer in den unwegsamen Kongo-Dschungel, wo die belgischen Kolonialherren eine blutige Schreckensherrschaft ausüben. Der Roman diente übrigens als Vorlage für Francis Ford Coppolas Film „Apocalypse Now“.
Von Conrads Roman, der die Grauen der Kolonialpolitik behandelt, führt die Assoziationskette über die globalisierte Ausbeutung der Dritten Welt bis zu den derzeitigen Migrationsbewegungen aus den Krisengebieten Afrikas und des Nahen Ostens.
Alte und Neue Musik in „FinsterHERZ oder Orfeo17“
Das Team um Helmut Oehring hat diesen Bogen aufgegriffen, indem es Potsdamer Flüchtlingsheime besuchte und dort mit kunstschaffenden Asylsuchenden sprach; die Filmaufnahmen werden in das halbszenische Konzert eingespielt. Dass sich unter den Interviewten auch Gehörlose befinden, war ein besonderes Anliegen von Oehring, der in Ost-Berlin bei gehörlosen Eltern aufwuchs und die Gebärdensprache fließend beherrscht.
Die Aufführung verbindet Monteverdis Renaissance-Musik, die Literatur Conrads sowie Oehrings Neukomposition mit dem Libretto von Stefanie Wördemann. Die Kammerakademie Potsdam splittet sich dabei in zwei Ensembles auf: für Alte und für Neue Musik. Mal kontrastieren sie, dann verweben sie sich wieder ineinander. Außerdem geben die Musiker vokale Kommentare, ähnlich dem Chor einer antiken Tragödie.
„Leuchter“ von Helmut Oehring:
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concerti-Tipp:
„FinsterHERZ oder Orfeo17“
Sa. 30.9., 20 Uhr & So. 1.10., 11 Uhr
Mitwirkende: Kammerakademie Potsdam, Antonello Manacorda (Leitung), Helmut Oehring & Stefanie Wördemann (Regie)
Ort: Waschhaus Potsdam
Termine
Fabian Müller, SWR Symphonieorchester, Antonello Manacorda
Kirill Gerstein, Kammerakademie Potsdam, Antonello Manacorda
Gluck: Ouvertüre zu „Orfeo ed Euridice“, Beethoven: Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur op. 58, Schumann: Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 97 „Rheinische“
Kirill Gerstein, Kammerakademie Potsdam, Antonello Manacorda
Gluck: Ouvertüre zu „Orfeo ed Euridice“, Beethoven: Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur op. 58, Schumann: Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 97 „Rheinische“
Verdi: Il Trovatore (Premiere)
Kristina Stanek (Azucena), Joseph Tancredi (Ruiz), Selene Zanetti (Leonora), Antonello Manacorda (Leitung), Paul-Georg Dittrich (Regie)
Verdi: Il Trovatore
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