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Film goes Opera: Opern-Tipps im März 2023

Von der Leinwand auf die Opernbühne

Die Umwandlung von Filmen in Opernstoffe ist durchaus als Phänomen unserer Zeit zu bezeichnen. Der März bietet dafür einige Beispiele.

vonAndré Sperber,

Dass Filme, sofern sie denn kultig-kitschig genug sind, häufig von der Kinoleinwand auf die Musicalbühne verfrachtet werden, ist heute gängige Praxis. „Pretty Woman“, „Dirty Dancing“, „Das Wunder von Bern“ sowie natürlich (gefühlt) jeder zweite Disney-Streifen: Sie alle schafften, wenngleich nicht ohne einen gehörigen Zuschuss Schmalz, die intermediale Gattungstransformation zum unterhaltsamen Musiktheater. Sogar der arme Rocky Balboa musste mittlerweile schon im Broadway-Boxring trällern.

Ähnlich, aber dennoch ein klein wenig anders verhält es sich mit dem Musical „The Producers“, das dieser Tage am Theater Hagen auf dem Spielplan steht. Zwar basiert dieses hoch erfolgreiche Stück auf einer US-amerikanischen Filmkomödie mit dem deutschen Titel „Frühling für Hitler“, jedoch war es hier immerhin Regisseur und Komödiant Mel Brooks selbst, der seinen Film von 1968 über dreißig Jahre später für die Bühne umarbeitete und sogar die Musik selbst hinzukomponierte. Brisant ist der inhaltliche Stoff zum einen wegen der aufbrausenden Par­odie auf das Showbusiness, vor allem aber wegen der komödiantischen Auseinandersetzung mit der Nazizeit. In Szene gesetzt wird „The Producers“ von Regisseur Thomas Weber-Schallauer, der sich in Hagen bereits mit Anatevka an der Musicalgattung probiert hat.

Stars wurden durch Stars ersetzt

Die Übertragung vom Film zur ernsten Oper ist demgegenüber ein selteneres Phänomen, kommt aber auch vor. Gerade erst im Dezember 2022 feierte beispielsweise „The Hours“ nach dem gleichnamigen Film von 2002 an der Metropolitan Opera große Aufführungserfolge. Stars wurden hier durch Stars ersetzt, als Renée Fleming, ­Joyce DiDonato und Kelli O’Hara in die entsprechenden Rollen von Nicole Kidman, ­Julianne Moore und Meryl Streep schlüpften. Die Musik stammte aus der Feder von Pulitzer-Preisträger Kevin Puts.

Der zum unheilvollen Genre „Rape-and-Revenge“ gehörige Film „Dogville“ wiederum, ebenfalls mit Nicole Kidman in der Hauptrolle, sorgte 2003 für Aufsehen – wie fast alle Produktionen des dänischen Filmregisseurs und Drehbuchautors Lars von Trier. Mit seinem minimalistischen Setting und dem Fokus auf schauspielerische Aspekte ist „Dogville“ geradezu prädestiniert für die Umsetzung auf einer Bühne: Lediglich ein paar Linien auf dem Fußboden und spartanische Requisiten lassen das einsiedlerisch-abgeschiedene Dorf irgendwo in den Rocky Mountains erahnen, das nach dem plötzlichen Auftauchen einer geheimnisvollen Dame mehr und mehr an den Rand moralischer Abgründe gerät. Nachdem 2005 bereits eine deutschsprachige Schauspielfassung des Films entstand, schuf der Herner Komponist Gordon Kampe eine Opernfassung, die nun erstmals am Aalto-Theater Essen erklingt.

Obwohl zunächst anders geplant, geht es am Hildesheimer Theater für Niedersachsen dagegen deutlich heiterer zu: Ursprünglich stand hier das von Komponist Ludger Vollmer nach Fatih Akıns filmischer Vorlage zur Oper umgemünzte, 2008 in Bremen uraufgeführte türkisch-deutsche Scheinehedrama „Gegen die Wand“ auf dem Spielplan. Aufgrund äußerer Umstände wurde die Produktion jedoch durch ein anderes Werk mit Film-Hintergrund ersetzt: „Monty Python’s Das Leben des Brian“ von 1979 hat als geistreiche Persiflage auf die Jesus-Geschichte seit seiner Entstehung Kultstatus. 2007 erschuf die britische Comedy-Truppe selbst ein „komisches Oratorium“ als Bühnenwerk zum Film, das in seiner musikalischen Ausdeutung unterschiedlichste Epochen der Musikgeschichte durchläuft und nun in halbszenischer Form in Hildesheim mit einem klaren Motto auf die Bretter geht: Always look on the bright side of life!

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