Die Okarina

Von der Hochkultur zur Volksmusik

Bereits die Mayas und Azteken wussten den Klang einer Okarina sehr zu schätzen. Inzwischen findet sie aber beinahe nur noch in der deutschsprachigen Volksmusik professionelle Verwendung

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Okarina

Okarina

Fast jeder hatte in seiner Kindheit schon einmal eine Okarina in der Hand und hat versucht, dem doch recht einfach zu spielenden Instrument ein paar warme Töne mit seiner eigenen Puste zu entlocken. Ob nun als Kugel, Ei, Birne, Rübe oder in Tiergestalt wie die einer Schildkröte – sie hat mindestens ebenso viele Formen wie Grifftechniken. Je nach Variante hat sie vier bis zwölf Löcher, wobei es da keine festen Vorgaben gibt. So kann das Double- oder Triple-System auch über 30 Löcher haben. Dementsprechend reicht der Tonumfang der verschiedenen Modelle von vier Ganztönen bis hin zu drei chromatische Oktaven.

Die Okarina im Wandel der Jahrtausende

Dass die Okarina, die, wenn man sie aus dem Italienischen übersetzt, übrigens „kleine Gans“ bedeutet, derart unterschiedlich sein kann, kommt nicht von ungefähr, denn das Instrument ist über 12.000 Jahre alt. Hochkulturen wie die Mayas und Azteken wussten ihren Klang ebenso zu schätzen wie das Kaiserreich China. Und auch in Afrika war und ist sie ein geschätztes Instrument. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte der italienische Tonbrenner Giuseppe Donati die heute so weit verbreitete rübenförmige Zehn-Loch-Okarina mit ihrem Tonumfang von eineinhalb Oktaven. Die wiederum nahm sich 1982 Takashi Aketagawa als Vorbild, um eine erste Zwölf-Loch-Okarina zu bauen, die sich heute international großer Beliebtheit erfreut und neben der 10-Loch-Okarina wohl die verbreiteteste Bauform der Welt ist.

© Ocarina Musikhaus und Museum

6er Set Konzertokarinas mit Koffer der Firma Ocarina Musikhaus

6er Set Konzertokarinas mit Koffer der Firma Ocarina Musikhaus

Um 1965 verbesserte der südtiroler Instrumentenbauer Josef Plaschke zusammen mit dem Volksmusikanten Franz Kofler die Okarina. Deren Variante wird seitdem hauptsächlich in der deutschen und österreichischen Volksmusik eingesetzt. Ab 1990 entwickelte dann Kurt Posch aus Braz in Vorarlberg das Instrument weiter. Inzwischen gibt es weltweit dutzende Okarina-Bauer und -Hersteller, die ständig an deren Form und Klang arbeiten und eigene Versionen auf den Markt bringen, so dass sie alles andere als ein genormtes Instrument ist.

Beliebte Popularmusikklänge

Ebenso vielfältig wie die Versionen sind auch die Materialien, aus denen eine Okarina inzwischen hergestellt werden kann. Am häufigsten wird sie nach wie vor aus Ton geformt und gebrannt, es gibt sie aber auch aus Holz, Porzellan, Plastik oder Metall. Und in Afrika ist die Verwendung von kleinen Kalebassen gar nicht so selten, für deren Herstellung man nur einen ausgehöhlten und getrockneten Flaschenkürbis braucht.

Inzwischen werden Okarinas in unterschiedlichen Stimmlagen von der Piccolo- bis zur Bass-Okarina gebaut – und erfreuen sich nicht nur unter Hobbymusikern großer Beliebtheit, sondern auch in der Volksmusikszene in Österreich, Südtirol und Bayern. Unter den Komponisten klassischer Musik indes hat das Instrument nie Akzeptanz erfahren. Einzig György Ligeti setzte Okarinas in seinem Violinkonzert ein. In Filmen findet man den typischen Okarina-Klang schon häufiger – zum Beispiel in der von Ennio Morricone komponierten Titelmusik zu Sergio Leones Film „Zwei glorreiche Halunken“. Auch in Monthy Pythons „Der Sinn des Lebens“ und in „Spione am Werk“ von Gerhard Lamprecht kommen Okarinas zum Einsatz.

Titelmusik des Films „Zwei glorreiche Halunken“:

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Brahms „Ungarischer Tanz“ als Crossover auf einer Triple-Okarina gespielt:

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Und hier noch ein wenig Volksmusik:

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