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Werk der Woche – Giordano: Andrea Chénier

Furchtlos in den Tod

Auch wenn er heute weitgehend unbekannt ist: Umberto Giordano gelang mit seiner bekanntesten Oper „Andrea Chénier“ ein Welterfolg

vonJulia Hellmig,

Andrea Chénier wird zum Tode verurteilt und niemand kann sein Schicksal abwenden. Doch kurz vor seiner Hinrichtung bekommt Chénier Besuch von seiner Geliebten Maddalena, einer behüteten Adelstochter, die von den Wirrungen der französischen Revolution traumatisiert ist. Trotzig und doch weltfremd beschließt sie, an der Seite des Poeten zu sterben. „Unser Tod ist der Triumph der Liebe“, versprechen sich die Liebenden mit ihren letzten Worten.

Echte Menschen, echte Leidenschaft

André Chénier. Gemälde von Joseph-Benoît Suvée
André Chénier. Gemälde von Joseph-Benoît Suvée © gemeinfrei

Im Mittelpunkt steht die historische Figur des französischen Dichters André Chénier, der im Jahr 1794 in Paris auf der Guillotine endete – mit nur 31 Jahren. Umberto Giordano ist mit „Andrea Chénier“ ein Meisterwerk gelungen, das er ohne die großzügige Unterstützung eines Kollegen wohl nie erschaffen hätte.

Am 28. August 1867 wurde Umberto Giordano in der süditalienischen Stadt Foggia in der Region Apulien geboren. Sein Vater war Apotheker und sprach sich zunächst strikt gegen eine Musikerkarriere seines Sohnes aus. Dennoch erkannte man Giordanos musikalisches Talent, und so wurde er 1882 zum Studium ans Konservatorium von Neapel geschickt, das bereits viele Generationen berühmter Musiker hervorgebracht hatte. 1889 bekam Giordano die Gelegenheit, seinen Einakter „Marina“ bei einem Wettbewerb des Verlegers Edoardo Sonzogno einzureichen. Als jüngster Teilnehmer belegte er den sechsten Platz unter 73 Mitstreitern. Den ersten Platz belegte übrigens Pietro Mascagnis „Cavalleria rusticana“, die erste Oper, die den „verismo“ (Realismus-Bewegung) begründete und die ihren Komponisten über Nacht zum Star werden ließ.

Hilfe von unerwarteter Seite

Umberto Giordano. Gemälde von Gaetano Esposito
Umberto Giordano. Gemälde von Gaetano Esposito © gemeinfrei

In den darauffolgenden Jahren machte Umberto Giordano mit neuen Werken gehörig von sich reden – allerdings nicht nur im positiven Sinn. Nach einer missglückten Aufführung von „Regina Diaz“ schien Edoardo Sonzogno, der den jungen Komponisten bis dahin mit einem monatlichen Stipendium gefördert hatte, das Vertrauen in ihn zu verlieren. In diesem Moment kam für Giordano Hilfe von unerwarteter Seite: Der Komponist Alberto Franchetti vertraute ihm einen Text an, den er eigentlich selbst vertonen wollte: Das betreffende Werk war „Andrea Chénier“. Das Libretto dazu stammte von Luigi Illica, einem der besten Librettisten seiner Zeit und der später mehrfach für Giacomo Puccini tätig war.

Nach der Uraufführung am 28. März 1896 an der Mailänder Scala wurde „Andrea Chénier“ zu einem unbeschreiblichen Erfolg. Durch seine Verwurzelung in der Realität entsprach die Oper voll und ganz der damals modischen Stilrichtung des Verismo. In den darauffolgenden Jahren wurde die Oper auf der ganzen Welt mit Begeisterung gefeiert.

Szenenbild aus "Andrea Chénier"
Andrea Chénier/Staatstheater Kassel © N. Klinger

Die wichtigsten Fakten zu Umberto Giordanos „Andrea Chénier“:

Besetzung
Andrea Chénier (Tenor), Carlo Gérard (Bariton), Maddalena di Coigny (Sopran), Bersi, Madeleines Dienstmädchen (Mezzosopran), Die Gräfin di Coigny (Mezzosopran), Pietro Fléville, Novellist (Bass oder Bariton), Der Abt (Tenor), Spitzel (Tenor), Roucher, Freund Chéniers (Bass oder Bariton), Schmidt, Kerkermeister von St. Lazare (Bariton), Madelon, alte Frau (Mezzosopran), Fouquier-Tinville, öffentlicher Ankläger (Bass oder Bariton), Der Leiter des Haushaltes (Bass), Mathieu, ein Sansculotte (Bass)

Aufführungsdauer
ca. 2 1/2 Stunden

Die Uraufführung fand am 28. März 1896 am Teatro alla Scala in Mailand statt.

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Referenzeinspielung

Giordano: Andrea Chénier
Luciano Pavarotti, Montserrat Caballé, Leo Nucci, Astrid Varnay, Christa Ludwig, National Philharmonic Orchestra, Riccardo Chailly (Leitung)
Decca

Diese Aufnahme aus dem Jahr 1991 offenbart die ganze dramatische und musikalische Bandbreite, die sich Umberto Giordano von seiner Oper sicherlich erhofft hatte: Luciano Pavarotti überzeugt mit seiner intensiven sowie feinfühligen Interpretation und Montserrat Caballé legt ihre ganze Kraft in die Rolle. Zusammen sorgen sie mehrfach für ganz große emotionale Momente. Riccardo Chailly führt die Künstler mit viel Einfühlungskraft durch diese denkwürdige Aufnahme.

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