Moritzburg Festival

Musik im Märchenschloss

Am Rande des idyllischen Dresden liegt ein noch idyllischeres Schloss. Dort hob der Cellist Jan Vogler 1993 das Moritzburg Festival aus der Taufe

© Oliver Killig

Schloss Moritzburg

Schloss Moritzburg

Das pittoreske Wasserschlösschen kennt man unter anderem aus alten Märchenfilmen, etwa aus der deutsch-tschechischen Verfilmung von Aschenputtel aus dem Jahr 1973 (Drei Haselnüsse für Aschenbrödel). Seit 1993 lässt der Ort im Rahmen des Moritzburg Festivals auch die Herzen der Musikfreunde höher schlagen. Dort finden die Konzerte unter freiem Himmel auf dem See und im Park statt, in einer neobarocken evangelischen Kirche oder in der Gläsernen Manufaktur von Volkswagen in Dresden.

Das Spektrum des Kammermusikfestivals, das mittlerweile zu den renommiertesten seiner Art zählt, reicht von konzertanten Musiker- und Komponistenporträts über Probenbesuche mit Blick hinter die Kulissen bis hin zu feierlichen Konzerten im Speisesaal des Schlosses. Die Musiker prägen das Straßenbild, in den Festivaltagen sieht man überall Instrumentenkästen aufblitzen und fragt sich bei einem Spaziergang durch die verlockende Umgebung permanent: „Hab ich den nicht gestern Abend auf der Bühne erlebt?“

Musiker und ein Innenminister am Kickertisch

Die Nähe zwischen Musikern und Publikum macht mit den Reiz des Festivals aus. So kann es passieren, dass man nichts ahnend ein Hotel betritt und dort von lautem Gelächter und Geschrei überrascht wird – und dass sich das Rätsel dann damit auflöst, dass man einen gut gelaunten Jan Vogler gemeinsam mit seinen Musikerkollegen bei einer Probenpause mit wilder Begeisterung an einem Kickertisch erleben kann. Und nach einem Konzert mischt sich zu später Stunde unter Umständen kein geringerer als Thomas de Maizière unter die Künstler, um sich als Kuratoriumsvorsitzender des Moritzburg Festivals mit ihnen ein ebenso feuriges Match am Kickertisch zu liefern. Die Stimmung während des Festivals ist ausgelassen und heiter.

Doch vor allem dreht sich alles um die Musik. Ob mit kammermusikalischer Raffinesse oder mit ungestümer sinfonischer Wucht – Inhalt und Form gehen auf allerhöchstem Niveau Hand in Hand, wobei der Umsetzung scheinbar keine Grenzen gesetzt sind. Es sei denn das Wetter spielt nicht mit, dann kann ein Open-Air-Konzert schon mal ins Wasser fallen – im wahrsten Sinne des Wortes. Aber dieses Risiko gehen alle gerne ein, denn allein die Möglichkeit, ein Konzert auf dem Schlossteich von Moritzburg durchzuführen und dabei den Mix aus temperamentvoller Musik und idyllischer Natur zu erleben, ist einfach unwiderstehlich – für das Publikum ebenso wie für die Künstler.

Moritzburg Festival lockt gefeierte Solisten nach Sachsen

© Jim Rakete

Jan Vogler

Jan Vogler

Der kreative und musikalische Kopf des trubeligen Geschehens ist der Cellist Jan Vogler, der das Festival 1993 mit seinem Bruder Kai und dem Cellisten Peter Bruns in Anlehnung an das berühmte amerikanische „Marlboro Festival“ gegründet hat. Die Musiker mussten ihre Familien und Freunde nicht lange um Unterstützung bitten: Mit Begeisterung kommen jedes Jahr im Sommer gefeierte Solisten der internationalen Musikszene und Nachwuchskünstler aus aller Welt im idyllischen Moritzburg bei Dresden zusammen.

Die Kinder werden einfach eingepackt, persönliche Urlaubspläne auf den Zeitplan des Festivals abgestimmt. Alle sind freiwillig und gerne hier, das kann man spüren. Auch als international erfolgreicher Solist lässt man es sich eben nicht nehmen, mit persönlich ausgewählten und aufeinander abgestimmten Lieblingsstücken gemeinsam mit Freunden und geschätzten Kollegen die große Leidenschaft für die Kammermusik zu vermitteln. Das transportiert sich. In den Konzerten sitzt das Publikum gebannt und mucksmäuschenstill, um jeden Ton zu erhaschen.

Musikalische Erlebniswelt

Im Zentrum steht dabei auch jedes Jahr die Uraufführung eines zeitgenössischen Werkes, dessen Komponist als Composer in Residence besondere Aufmerksamkeit erfährt. 2017 kann man Sven Helbig im Gespräch mit Jan Vogler kennenlernen und neben der Uraufführung von „Tres Momentos” auch an mehreren Konzertabenden seine „Pocket Symphonies” für Klavierquartett erleben.

Mit seinem offenen Geist, der hohen musikalischen Qualität und dem Sinn für originelle Aufführungsorte, hat sich das Moritzburg Festival in den letzten 25 Jahren zu einer perfekt organisierten und komplexen musikalischen Erlebniswelt entwickelt, die das Publikum trotz der großen Dimensionen eng mit den Künstlern zusammen bringt.

Das Moritzburg Festival stellt sich vor:

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Mehr Informationen

Die Festival-Daten im Überblick:

Moritzburg Festival
Zeitraum: 5. – 20.8.
Mitwirkende: Jan Vogler, Felix Klieser, Wu Qian, Sasha Sitkovetsky, Lawrence Power, Peter Bruns, Sven Helbig u. a.
Ort: Moritzburg

Schloss Moritzburg

Moritzburg Festival

02. bis 18. August 2024

Das Moritzburg Festival wurde 1993 von Kai Vogler, Peter Bruns und Jan Vogler gegründet und zählt seither zu den renommiertesten Kammermusikveranstaltungen in Sachsen. weiter

Termine

Donnerstag, 11.04.2024 19:30 Uhr Laeiszhalle Hamburg

Eröffnungskonzert

Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Fest Hamburg
Donnerstag, 16.05.2024 20:00 Uhr Kulturpalast Dresden
Dienstag, 28.05.2024 19:30 Uhr Frauenkirche Dresden
Mittwoch, 29.05.2024 19:30 Uhr Deutsches Hygiene-Museum Dresden

Sound & Science

Dresdner Musikfestspiele
Dienstag, 04.06.2024 19:30 Uhr Kulturpalast Dresden
Montag, 10.06.2024 20:00 Uhr Schloss Hellenstein Heidenheim
Sonntag, 16.06.2024 18:00 Uhr Halle 207 Rostock

Jan Vogler, Norddeutsche Philharmonie Rostock, Marcus Bosch

Gourzi: Variationen 21 „Furioso“ op. 80, Dvořák: Cellokonzert h-Moll op. 104, R. Strauss: Don Juan op. 20 & Till Eulenspiegels lustige Streiche op. 28

Montag, 17.06.2024 18:00 Uhr Halle 207 Rostock

Jan Vogler, Norddeutsche Philharmonie Rostock, Marcus Bosch

Gourzi: Variationen 21 „Furioso“ op. 80, Dvořák: Cellokonzert h-Moll op. 104, R. Strauss: Don Juan op. 20 & Till Eulenspiegels lustige Streiche op. 28

Dienstag, 18.06.2024 19:30 Uhr Halle 207 Rostock

Jan Vogler, Norddeutsche Philharmonie Rostock, Marcus Bosch

Gourzi: Variationen 21 „Furioso“ op. 80, Dvořák: Cellokonzert h-Moll op. 104, R. Strauss: Don Juan op. 20 & Till Eulenspiegels lustige Streiche op. 28

Donnerstag, 04.07.2024 19:00 Uhr Johannes a Lasco Bibliothek Emden

Rezensionen

Rezension Jan Vogler – Popsongs

Klassischer Pop

Cellist Jan Vogler liefert einen individuellen Ritt durch die Musikgeschichte mit „Popsongs“ von früher und heute. weiter

CD-Rezension Jan Vogler & Mira Wang – Doppelkonzerte

Perfektes gemischtes Doppel

Das Ehepaar Jan Vogler und Mira Wang suchte Werke, die es mit dem Doppelkonzert von Johannes Brahms aufnehmen können – und sind fündig geworden weiter

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Blick auf Dresden

Kerniger Schumann aus Dresden: Jan Vogler hat sein Stradivari-Cello mit Darmsaiten bespannt und meistert den Solopart ohne Mätzchen weiter

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