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Das Toy Piano

Im Minaturklangwunderland

Es sieht aus wie ein Kinderspielzeug, ist aber ein seriöses Musikinstrument: das Toy Piano erfreut sich nicht zuletzt aufgrund von John Cages Kompositionen einer gewissen Beliebtheit

vonHannah Duffek,

Nicht nur die Mundharmonika emanzipierte sich vom musikalischen Spielzeug zum vollwertigen Instrument, der Melodica, sondern auch das Toy Piano (zu Deutsch: Kinderklavier) erspielte sich Ende der 1940er Jahre seinen Weg vom Kinderzimmer zur Bühne. Entdeckt hat seinen Reiz der amerikanische Komponist John Cage und komponierte mit der „Suite for Toy Piano“ erstmals ein Werk für das eher zufällig erfundene Miniaturklavier.

Die Geschichte eines kleinen Klaviers

Der Württembergische Spielzeugmacher Albert Schoenhut führte die Tradition seiner Familie, Puppen, Schaukelpferde und Waggons herzustellen, nicht fort, sondern folgte seiner Entdeckung, dass mit entsprechend angeschlagenen Glasstäben Klänge erzeugt werden konnten. Dies brachte ihn zum Bau der ersten Toy Pianos.

Sein Bautalent brachte ihn schon mit 17 Jahren nach Philadelphia, wo er zunächst mit der Reparatur beschädigter Export-Pianos Fuß fasste und später seine eigene Firma gründete, die ihn letztlich zum Milliardär machte. Auf den Erfolgszug sprangen international noch einige weitere Firmen auf und hielten im Gegensatz zum Original der Wirtschaftskrise stand. Schoenhuts Toy Pianos haben mittlerweile einen hohen Liebhaber- und Sammlerwert.

Altes Schoenhut Toy Piano
Altes Schoenhut Toy Piano © Paris on Ponce & Le Maison Rouge/Wikimedia Commons

Eine Comic-Figur am Miniaturklavier

Die Glasstäbe wurden mit der Zeit durch solche aus Metall ersetzt. Man findet die Tasteninstrumente in Klavier- oder Flügelausführung, ausgestattet mit verschieden langer Klaviatur, die entweder eine Diatonik oder Chromatik bedient. Gerade die älteren Exemplare funktionieren nur in einer Tonart und haben die schwarzen Tasten lediglich aufgemalt.

Ein Fun Fact: Der passionierte Pianist Schroeder aus den Peanuts-Comics spielt auf ebenjener Ausführung virtuoseste und sicherlich chromatische Stücke von Beethoven. Als Begründung für diese Unmöglichkeit, ganz zu schweigen von der schmalen Klaviatur, gibt er „Willenskraft!“ zur Antwort.

Das Toy Piano als Protestinstrument

Das Klavierduo Hocket spielt auf Toy Pianos
Das Klavierduo Hocket tritt auch mit Toy Pianos auf © Aaron Holloway-Nahum

Abseits der gezeichneten Welt folgten dem Beispiel Cages weitere Komponisten, wie zum Beispiel George Crumb oder später Yann Tiersen sowie Interpreten, die sich auf die Verwendung des Toy Pianos in ihrem Konzertrepertoire spezialisieren. Dazu gehören unter anderem Margaret Leng Tan, Phyllis Chen und Isabel Ettenauer, während für Letztere bereits über dreißig solcher Stücke geschrieben wurden.

John Cage sah in seinem Einsatz einen Protest gegen das „Too much“ in der vom Pompösen überreizten Musikszene und folgte somit seinem Motto „Ruhe durch Beschränkung“, welches sein avantgardistisches Profil so prägte.

Die „Suite for Toy Piano“ von John Cage:

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So kann Mozart auch klingen:

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Selbst Jazz geht mit dem Toy Piano:

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