Porträt René Gulikers

Der Aufbauer

Der niederländische Dirigent René Gulikers leitet zwei Hamburger Orchester

In den vergangenen sieben Jahren pendelte René Gulikers nur für Projektphasen aus einem Dorf südlich von Amsterdam nach Hamburg – momentan kommt er jede Woche. Der Holländer spielt derzeit eine Doppelrolle im Hamburger Musikleben: Er leitet das Orchester der Musikhochschule – gebildet aus Studenten mit dem Berufsziel Musiker. Seit Oktober probt er zusätzlich im Audimax: mit dem Universitätsorchester, das Gulikers, samt Universitätschor, vorläufig übernommen hat. Hier sind die Musiker keine Profis, „aber sie lieben Musik und kommen gerne zu den Proben“, wie der 50jährige sagt. Früher hat er neben seiner Tätigkeit als Dirigent oft mit Universitätsorchestern gearbeitet. „Jetzt habe ich das aber 20 Jahre nicht gemacht, es ist eine schöne Herausforderung. Die Arbeit an der Uni macht viel Spaß, und die Leute verlassen mit heiteren Gesichtern die Probe“. Und trotz unterschiedlichem Ausbildungsstand der Mitglieder stellt er musikalisch an beide Orchester die gleichen Ansprüche. „Im Uniorchester brauche ich für die Umsetzung mehr Zeit – aber ich erreiche, was ich will.“

Als René Gulikers 2005 das Hochschulorchester übernahm, sprach man schnell vom „Wunder Gulikers“. Mit Engagement und Mut zur Veränderung entwickelte er das Orchester der HfMT stetig weiter – musikalisch wie organisatorisch. „Ich bin ein Aufbauer“, grinst er. „Ich baue gerne wieder auf, was zertrümmert ist.“ So kämpfte er für einen neuen Probenraum, komfortablere Orchesterstühle und bessere Werbung. Dem Orchester wurde ein Orchesterwart zur Seite gestellt, unter den Studenten gründete sich ein Orchestervorstand. Viele Kleinigkeiten, die zu einem professionellen Ablauf der Konzerte führten.

Auf Basis dieser neuen Stabilität gestaltete Gulikers nun musikalisch. „Wir haben mit den großen Standardwerken angefangen: Schostakowitsch, Mahler, Berlioz. Mittlerweile basteln wir ausgefallenere Projekte.“ Im Konzert am 19. Januar steht u.a. Bartóks Konzert für Orchester auf dem Programm – ein Werk an der Schwelle zur Moderne, das an die jungen Musiker hohe Ansprüche stellt. Als international gefragter Dirigent für Neue Musik ist Gulikers seinen Studenten dabei der ideale musikalische Partner.

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