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Porträt Atos Trio

Im Dienste der Königin

Mit dem Atos Trio gastiert eines der besten Klaviertrios im Sasel-Haus

vonArnt Cobbers,

Das Streichquartett ist die Königsgattung der Kammermusik, das Klaviertrio die Königin“, sagt Pianist Thomas Hoppe selbstbewusst. Doch behandelt wird es oft wie die Stieftochter. Während die Veranstalter und Festivalmacher die berühmten Streichquartette hofieren, setzen sie fürs Triorepertoire gern drei Solisten-Stars auf die Bühne, in der Hoffnung, die füllen den Saal und bringen nach zwei Proben schon was Ordentliches zustande. „Das kann auch mal ganz toll werden“, sagt Hoppe, „aber mit einer erarbeiteten Interpretation, die über lange Zeit gewachsen ist, kann sich solch ein Abend selten messen. Das wird oft ein Abenteuer im negativen Sinne.“

Das Atos Trio aus Berlin hat da einen anderen Anspruch. Seit neun Jahren spielen die Geigerin Annette von Hehn, der Cellist Stefan Heinemeyer und Thomas Hoppe zusammen, und man glaubt ihnen sofort, dass sie diese musikalische Lebensentscheidung nie bereut haben. „Die Mischung aus Kammermusik und solistischerem Spiel, als es im Quartett möglich ist, ist wunderbar. Wir haben auch zu dritt genug Klang.“

Dass man es als Trio nicht zu großem Ruhm bringen kann, stört sie nicht. „Ein Schubert-Trio vor 2000 Leuten zu spielen, bringt nichts, das braucht den intimen Rahmen“, sagt Stefan Heinemeyer. Dem Atos Trio geht es um die Musik. Und die ist fürs Klaviertrio ebenso zahlreich wie reichhaltig. Alle Großen haben für diese „Traumforma­tion“ (von Hehn) geschrieben: Haydn und Mozart, Beethoven (op. 1!) und Schubert, Schumann und Brahms, Ravel und Rihm. Nur im frühen 20. Jahrhundert klafft bei Schönberg, Bartók, Strawinsky und Prokofjew eine schmerzliche Lücke.

Andererseits ist das Repertoire nicht so erschlagend, dass nicht Luft für Entdeckungen bliebe. Mit Heinrich von Herzogenberg und Josef Suk haben die drei lohnendes Repertoire wiederentdeckt und auf CD eingespielt – und sie hoffen auf weitere Trouvaillen in ihrem noch großen Stapel ungespielter Noten.

Nach neun Jahren Trio-Arbeit sind von Hehn, Heinemeyer und Hoppe perfekt aufeinander eingespielt. Das zeigt sich auch im Gespräch. Auf fast jede Frage bekommt man eine zusammenhängende Antwort aus drei verschiedenen Mündern, immer spinnt der eine den Gedanken des anderen fort. „Man kann im Konzert viel mehr ausprobieren, weil man weiß, die anderen ziehen mit. So kann viel Spontanes entstehen. Aber eben nicht einfach so, sondern auf der Basis einer gemeinsamen Idee. Uns ist ganz wichtig, dass wir einen Ensembleklang bilden, mit vielen Facetten und Farben und großer dynamischer Bandbreite. Aber homogen – wo es passt. Auch die Probenarbeit ist inzwischen sehr effizient. Wenn einer abbricht, wissen die anderen eigentlich schon, was er sagen wird.“

Nebenbei verfolgt jeder der drei noch andere Projekte: Kammermusik, Orchesterarbeit, Unterricht – „alles außer Trio“. Die gemeinsame Arbeit aber hat Priorität. Das zahlt sich aus: Wettbewerbspreise in Europa, den USA und Australien haben dem Atos Trio die Tore der bedeutenden Konzerthäuser auf allen fünf Kontinenten geöffnet. Am 15. Januar ist es nun im Sasel-Haus mit Haydn, Beethoven und Françaix zu erleben.

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