Startseite » Interviews » Kurz gefragt » „Ich liebe elegante Kleidung“

Kurz gefragt Daniel Hope

„Ich liebe elegante Kleidung“

Auf seinem neuen Album widmet sich Daniel Hope Filmmusik-Perlen europäischer Exil-Komponisten. Hier spricht er über…

vonSören Ingwersen,

… Gefühlsausbrüche

Die müssen sein! Wir Musiker handeln sozusagen mit gewaltigen Emotionen, mit allem, was der Komponist erlebt hat: große Hochs und Tiefs, Euphorie, Melancholie, Depressionen. Es ist die Aufgabe des Interpreten, diese Gefühle mitzuteilen. Dabei ist es wichtig zu wissen, wann man auf die Bremse drückt: Ansonsten droht das Chaos.

… gute Geiger

Jascha Heifetz hat einmal gesagt: Man muss Nerven wie ein Stierkämpfer haben, die Verdauung eines Bauern, die Vitalität einer Nachtclubbedienung, das Taktgefühl eines Diplomaten und die Konzentration eines tibetischen Mönchs, um das anstrengende Leben eines Virtuosen zu führen.

… Ghostwriter

Meine Bücher sind alle mithilfe von Ghostwritern entstanden. Das erste habe ich mit Susanne Schädlich geschrieben, die anderen mit Wolfgang Knauer, dem Vater von Sebastian Knauer. Zurzeit arbeiten wir – begleitend zum Programm der neuen CD – an einem vierten Buch, das sich mit Exilkünstlern beschäftigt, die vor den Nazis geflohen und in Hollywood gelandet sind. Meine monatlichen Kolumnen schreibe ich allerdings immer ohne Unterstützung.

… elegante Kleidung

Ich liebe elegante Kleidung. Für die aktuelle CD haben wir Foto-Shootings in den Paramount-Studios und vor dem Hollywood Sign gemacht. Ich versuche, den Typus einer Zeit zu verkörpern, in der Eleganz in jeder Hinsicht an der Tagesordnung war. Da muss die Garderobe natürlich passen.

… Disziplin

Ich bin sehr diszipliniert. Man kann nur gut spielen, wenn man regelmäßig übt – das ist kein Geheimnis. Aber auch die zahlreichen Tätigkeiten, die ich neben der Musik ausübe, erfordern ein hohes Maß an Disziplin: das Schreiben, das Moderieren, die Planung und Durchführung von Konzerten und Festivals …

… Filmmusik

… wird völlig unterschätzt – insbesondere die Filmmusik der 30er bis 50er Jahre. Es gibt zwar auch heute großartige Filmkomponisten, aber die reichen für mich nicht heran an Korngold, Miklós Rózsa, Max Steiner oder Alfred Newman.

… Grenzen in der Musik

Natürlich darf man experimentieren, etwa beim Crossover – ein furchtbares Wort! Diese Form des Musizierens wird allerdings oft als Gimmick aufgefasst – was leider häufig auch zutrifft. Für mich bedeutet Crossover die Chance, sich ernsthaft und offen mit einer anderen Art von Musik auseinanderzusetzen: Nur dann entstehen echte Symbiosen. Die Qualität allein bestimmt die Grenzen.

… David Garrett

… ist ein exzellenter Geiger. Ich weiß, wovon ich rede, denn wir hatten den gleichen Lehrer, Zakhar Bron. David hat sich für die Popmusik entschieden und macht seine Sache gut.

… einen Komponisten, der ihn stark beeinflusst hat

Alfred Schnittke ist dafür verantwortlich, dass ich mich in die zeitgenössische Musik verliebt habe. Ich bin ihm im Alter von fünfzehn Jahren auf dem Schleswig Holstein Musik Festival begegnet, wo ich seine Musik zum ersten Mal gehört habe. Wir hatten über mehrere Jahre Kontakt. Dann habe ich auch seine Werke gespielt und ein Festival in London für ihn programmiert.

… südafrikanische Küche

Braai, das südafrikanische Barbecue, liebe ich über alles. Es besteht hauptsächlich aus gegrilltem Fleisch mit speziellen Marinaden.

… die Liebe zu seinem eigenen Instrument

Bedingungslos. Die Guarneri del Gesù Ex Lipinski von 1742 teilte die Bühne mit Paganini, Liszt und Chopin. Ein unglaubliches Instrument mit einer sehr bewegten Geschichte. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich sie spielen darf.

… Arbeitsbeziehungen und Freundschaften

Musizieren ist für mich keine Arbeit, sondern eine Liebe und Leidenschaft. Mittlerweile darf ich mir aussuchen, was und mit wem ich spiele. Und ich spiele nur mit Freunden.

… Pannen auf dem Podium

Bei einem Konzert in der Normandie riss mir eine Saite, traf mich im Gesicht und verletzte meine Lippe. Ich wischte mir das Blut ab, kam wieder auf die Bühne, und alle fingen an zu lachen. Ich wusste nicht, was los war, bis mir einer sagte, an meiner Lippe klebe noch ein Stück Taschentuch. Das war ein bisschen wie im Loriot-Sketch mit der Nudel.

… abgefahrene Züge

Mein größter Wunsch wäre, selbst einmal die Regie für einen Film zu übernehmen. Vielleicht habe ich Glück, und der Zug ist doch noch nicht abgefahren …

Termine

Auch interessant

Rezensionen

Newsletter

Jeden Donnerstag in Ihrem Postfach: frische Klassik!