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FESTIVALGUIDE Osterfestspiele Baden-Baden 2015

Stars im Schwarzwald

Mit dem Wechsel von Salzburg nach Baden-Baden haben die Berliner Philharmoniker den Osterfestspielen neues Leben eingehaucht

vonGeorg Rudiger,

Es war ein Paukenschlag, als die Berliner Philharmoniker im Mai 2011 verkündeten, ihre 1967 von Herbert von Karajan gegründeten Osterfestspiele von Salzburg nach Baden-Baden zu verlegen. Man wolle mehr Opernaufführungen realisieren und die Bereiche Kammermusik und Education stärken, ließ das Orchester verlauten – und in Salzburg wäre dies nicht möglich gewesen. Doch der Umzug von der renommierten, quirligen Festspielstadt in das beschauliche Kurstädtchen in Mittelbaden fiel gerade den Musikern schwer, denn viele Orchestermitglieder konnten sich nicht wirklich vorstellen, ausgerechnet in dem provinziellen 55 000-Einwohner-Städtchen im Schwarzwald einen Ort zu finden für ein Festival, das musikalische Exklusivität mit Breitenwirkung verbinden sollte.

 

Werkeinführungen statt Blitzlichtgewittern

 

Indes: Nach zwei erfolgreichen Jahren „Osterfestspiele Baden-Baden“ ist die anfängliche Skepsis mittlerweile großer Begeisterung gewichen. Viele Konzertformate sind neu entwickelt worden, die Publikumsresonanz ist enorm, das Orchester kann sich in seiner ganzen Vielfalt präsentieren. Die Wege sind kurz, die Menschen freundlich – und eine ganze Region freut sich über das Festival: „Willkommen zu Hause, Berliner Philharmoniker“ wurden schon im ersten Festivaljahr 2013 die Musiker allenthalben in der Stadt auf Transparenten begrüßt. 

 

Zweifellos hat Andreas Mölich-Zebhauser, Intendant des Festspielhauses Baden-Baden, mit dem Engagement der Berliner Philharmoniker seinen bisher größten Coup gelandet. Zumal die Osterfestspiele Baden-Baden nicht einfach eine Neuauflage des Salzburger Vorgängermodells sind, sondern ein ganz anderes, eigenes Festival. Der Glamourfaktor tendiert hier gegen Null, es geht nicht ums Gesehenwerden, sondern ums Hören.

 

Werkeinführungen statt Blitzlichtgewitter, Gespräche statt Smalltalk. Nach den Konzerten stehen viele Orchestermitglieder an der Bar im unteren Foyer und kommen mit Zuhörern ins Gespräch: Ein Luxusklangkörper zum Anfassen – in Salzburg waren die Berliner Philharmoniker nach ihren Auftritten zumeist zu exklusiven Galadinners verschwunden oder hatten sich in die Altstadt verkrümelt.

 

Oper für Kinder und in der ganzen Stadt Kammerkonzerte 

 

Doch auch inhaltlich ist vieles anders als beim elitären Vorgängerfestival: Gerade einmal 15 Euro kosteten bislang die Karten für die rund zwanzig moderierten Kammerkonzerte, die an acht verschiedenen Orten in Baden-Baden stattfinden – und diese Idee, die Stadt mit Musik zu füllen, geht auf. Die Hemmschwelle ist niedrig, man trifft auch Zuhörer, die sonst kaum ins Konzert gehen, doch hier unbedingt die großen Berliner Philharmoniker einmal aus der Nähe erleben wollen. Und so schlägt den Musikern denn in den attraktiven Räumen wie dem frisch renovierten Kristallsaal im LA8 oder dem prächtigen Florentinersaal im Spielcasino schon langer, herzlicher Beifall entgegen, bevor sie nur eine Note gespielt haben. 

 

Deutlich ausgebaut worden ist zudem der Education-Bereich. Parallel zur großen Opernproduktion entsteht mit viel Aufwand eine passende Kinderfassung, die nicht auf eine Nebenbühne abgeschoben, sondern im Festspielhaus gezeigt wird. Schulklassen können Generalproben besuchen, das Bundesjugendorchester gibt am Ostermorgen gemeinsam mit Mitgliedern der Berliner Philharmoniker ein Konzert, und eine weitere Oper, deren Entstehung mit der Stadt Baden-Baden zusammenhängt, wird wie die Kinderoper von Musikstudenten des Landes und Stipendiaten der „Akademie Musiktheater heute“ aufgeführt.

 

Nicht fortgesetzt hat der Baden-Badener Intendant hingegen die Salzburger Kammermusikreihe „Kontrapunkte“, in der vor allem Neue Musik präsentiert wurde. Bewusst, denn Mölich-Zebhauser möchte zeitgenössische Werke im normalen Konzertprogramm verankern – was bislang allerdings erst in homöopathischen Dosen geschieht. Hier ist wie auch bei den Opernproduktionen noch Luft nach oben: Nach einer spannungsarmen Zauberflöte 2013 und einer nur musikalisch überzeugenden Manon Lescaut soll nun 2015 ein Rosenkavalier mit Starbesetzung in der Inszenierung von Brigitte Fassbaender für Aufsehen und -horchen sorgen. Passend zu den natürlich auch dann wieder frisch angelegten Blumenrabatten vor dem Festspielhaus.

 

 

Die Festivaldaten im Überblick:

 

Zeitraum: 27.3. – 6.4.2015

Ort: Baden-Baden

Künstler: Sir Simon Rattle, Berliner Philharmoniker, Anna Prohaska, Isabelle Faust, Anja Harteros, Magdalena Kožená, Joyce DiDonato, Bernhard Haitink u. a.

 

Weitere Informationen erhalten Sie hier.

 

Was es im Bereich Festival noch zu entdecken gibt, stellen wir Ihnen in unserem Festivalguide vor.

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