Opern-Kritiken
Lesen Sie Opernkritiken von aktuellen Premieren, Uraufführungen und Saisonhighlights aus Deutschland und europäischen Metropolen verfasst von Experten.
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Eine Reise in die Welt des Unwirklichen
(Wien, 22.5.2025) Mit einem neuen „Tannhäuser“ als letzte Premiere der Spielzeit beschließt Philippe Jordan seine Zeit an der Wiener Staatsoper fulminant und geistreich. Passend dazu lässt Regisseurin Lydia Steier die Regiekorken knallen.
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Alte Meisterin trifft jungen Meister
(Frankfurt am Main, 18.5.2025) Brigitte Fassbaender hat sich Zeit gelassen, jetzt inszeniert sie mit 85 Jahren Wagners „Parsifal“ bildstark und psychologisch ausgefeilt. Das Ensemble von sängerischen Debütanten und das Dirigat des jungen GMD Thomas Guggeis begeistern.
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Männer in Not
(Hamburg, 18.05.2025) Mit ihrer zweiten Oper „Die dunkle Seite des Mondes“ widmet sich die Komponistin Unsuk Chin einem eher abseitigen Sujet auf der Opernbühne. Ihre Geschichte über Wissenschaft und Spiritualität gerät an der Staatsoper Hamburg zum Kraftakt.
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Frivole Führungskraft
(Köln, 11.5.2025) Regisseur Christian von Götz und Dramaturgin Svenja Gottsmann haben die Operette „Eine Frau von Format“ des vergessenen Michael Krasznay-Krausz gründlich diversifiziert und erotisch wie hedonistisch aufgedonnert.
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Die kollektive Pietà
(Genf, 10.5.2025) Romeo Castelluccis behutsamer, ruhiger, gleichermaßen gläubiger wie diesseitiger Musiktheater-Grenzgang im sakralen Rahmen zu Pergolesis „Stabat Mater“ braucht keine Schockeffekte, um zu einem enormen Ereignis zu werden.
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Grausige Girlanden aus Russland
(Leipzig, 10.5.2025) So opulent wie intelligent entfesselt Regisseur Lorenzo Fioroni in „Pique Dame“ eine exzessive Assoziationslust auf rationalem Fundament. Anna Skryleva am Pult kann ihre Tschaikowsky-Positionierung noch nachschärfen.
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Kleider machen Leute
(Lübeck, 9.5.2025) Anna Dreschers Inszenierung von „Lucia di Lammermoor“ am Theater Lübeck rückt Kleidung als Spiegel innerer und gesellschaftlicher Zwänge in den Mittelpunkt. Eine stimmige musikalisch-szenische Umsetzung mit klarer Symbolik und starker Ensembleleistung.
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Vom Werden der Welt
(Genf, 9.5.2025) Die düster mystische, elementar archaische, wuchtig an die Nieren gehende Kreation „Mirage“ des belgisch-französischen Choreografen Damien Jalet gleicht einem Tanztheater, das den Aufbruch in die Freiheit wagt – und gerade damit an die absolute Essenz des Lebens heranrührt.
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Staatskapellen-Elegie für junge Liebende
(Dresden, 3.5.2025) Soli, Chor und Orchester vereinen sich an der Semperoper zu einer solch sinnfällig erstklassigen, zu Recht umjubelten Musikleistung, dass man sogar die szenische Negierung von Drastik und Tiefgang dieser Liebestragödie verzeiht.
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Im Paradies der Tonkünstler?
(Schwetzingen, 2.5.2025) Die Schwetzinger SWR Festspiele eröffnen mit der Uraufführung von Mike Svobodas „Adam und Eva“ ihre 73. Festivalausgabe. Das einheitliche Bühnengrau spiegelt die trotz manch geistreicher Momente schwache Komposition nur zu gut wider. Die Qualitäten des Librettos können in den Regie-Wirren nicht vollständig glänzen.
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Nostalgische Resignation oder frühlingshafter Aufbruch
(Wiesbaden, 1.5.2025) Jugendlich durchtrieben und erfrischend eröffnet Chin-Chao Lin, stellvertretender GMD am Hessischen Staatstheater Wiesbaden, mit Bizets „Die Perlenfischer“ die Internationalen Maifestspiele. Das klug durchdachte Regiekonzept des Kollektivs FC Bergman geht auf, nur frühlingshafte Bilder möchte es nicht so recht liefern.
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Leben oder Tod – was tut‘s
(Berlin, 27.4.2025) Kirill Serebrennikov komplettiert mit Mozarts „Don Giovanni / Requiem“ seine Da Ponte-Trilogie an der Komischen Oper Berlin: Das Ernste serviert er darin mit Leichtigkeit und Witz – und so noch nicht dagewesenen Überraschungen.
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Menschen als der Menschen Wölfe
(Bielefeld, 26.4.2025) Kongenial entlockt Regisseur Manuel Schmitt einer gerüsthaften Holzkonstruktion ins Gemüt greifende Hinweise, Anspielungen und Symbole: Bohuslav Martinůs christliches Passionsspiel auf der Opernbühne „Die Griechische Passion“ entfaltet so seine teils bestürzende Aktualität.
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Der Gedanke als Saat ein jeder Revolution
(Darmstadt, 26.4.2025) Das Staatstheater Darmstadt nimmt die ideenreiche und aufmerksamkeitsfordernde Kasseler Inszenierung von „La Muette de Portici“ auf. Das Staatsorchester glänzt mit vitaler Lesart, die Hauptpartien lassen indes am Premierenabend viel auf Strecke liegen.
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Die Frau ist und bleibt tot
(Zürich, 21.4.2025) Regisseur Dmitri Tcherniakov verwandelt am Zürcher Opernhaus „Die tote Stadt“ in ein modernistisches Psychogramm auf wackeligen Füßen. Die eklektizistische, in allen Farben des Fin-de-Siècle vibrierende Musik Korngolds, geistreich interpretiert durch Dirigent Lorenzo Viotti, kann und will der Regie nicht gänzlich folgen – ein Glücksfall.
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Ozeanriese mutiert zum KZ
(Krefeld, 19.4.2025) Regisseurin Dedi Baron verschachtelt in ihrer Inszenierung von Mieczysław Weinbergs „Die Passagierin“ klug die Zeitebenen der Überfahrt nach Brasilien auf dem Passagierschiff und die Begebnisse in Auschwitz.
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Punk punktet in der Oper
(Gelsenkirchen, 13.4.2025) Die mehr als schillernde Biografie des DDR-Punkrockers Dieter „Otze“ Ehrlich bietet eine (musik-)theatralische Steilvorlage, die das Kollektiv „Dritte Degeneration Ost“ weidlich zu nutzen weiß.
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Es rumort in der Keramikfabrik
(Berlin, 13.4.2025) An der Staatsoper Unter den Linden kommt Vincenzo Bellinis „Norma“ in einer starken Besetzung zu Festtagsehren – zumindest musikalisch. Das Inszenierungskonzept verheddert sich in Widersprüchen.
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Otello Fashion Week
(Bremen, 13.4.2025) Am Theater Bremen wird aus „Otello“ eine schillernde Show toxischer Männlichkeit – musikalisch souverän und getragen von einem starken Chor und starken Hauptpartien.
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Sakrosankte Kapitalismus-Dystopie
(Wuppertal, 13.4.2025) Die einmal mehr umjubelte Brecht-/Weill-Kompilation gerät zu einem alterslosen Beitrag für hedonistische Emanzipationsutopie: Pina Bausch war ihrer Zeit weit voraus, was ihre Kreation aus dem Jahr 1976 grandios beweist.
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„Kein Stress bei Bach!“
Cellist Kian Soltani über den richtigen Zeitpunkt für bestimmte Stücke, jahrelange Weihnachtsvorbereitungen und über Wettkämpfe an der Spielekonsole.
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