Opern-Kritiken
Lesen Sie Opernkritiken von aktuellen Premieren, Uraufführungen und Saisonhighlights aus Deutschland und europäischen Metropolen verfasst von Experten.
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Labor einer Familienhölle
(Chemnitz, 8.2.2025) Ein stellenweise berauschender Premierenabend mit vielen unerfüllbaren Träumen: Regisseurin Rahel Thiel entdeckt in der Titelfigur von Charpentier viel mehr Selbstbestimmung als gewöhnlich, Dirigent Maximilian Otto reizt mit der Robert-Schumann-Philharmonie die kantig brillanten Konturen der Komposition voll aus.
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Stürmisch wie die See
(Schwerin, 7.2.2025) Das Mecklenburgische Staatstheater liefert mit Danielas Kircks umjubelter Inszenierung von „Strandrecht“ einen weiteren Grund dafür, Ethel Smyth in das Standardrepertoire der Opernhäuser aufzunehmen.
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Abendrot ganz ohne sanftes Glühen
(München, 7.2.2025) Während sich Claus Guth ohne größeres Interesse am Werk in die gehobene Regie-Routine rettet, desavouiert Sebastian Weigle am Pult des Bayerischen Staatsorchesters das ätherische Spätwerk des Richard Strauss zur lärmenden Theatermusik.
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Die Hoffnung auf Demokratie in Zeiten banaler Despotie
(Frankfurt am Main, 2.2.2025) Dirigentin Marie Jacquot debütiert mit Albéric Magnards „Guercœur“ umjubelt an der Oper Frankfurt. Regisseur David Hermann verlegt derweil das Stück erfolgreich in eine zeitlose Moderne.
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Exotik auf Varieté-Maß gestutzt
(Dresden, 2.2.2025) Die Staatsoperette Dresden versucht sich an Emmerich Kálmáns fast vergessener Operette „Die Bajadere“. Einhelliger Jubel für ein etwas seichtes Vergnügen, bei dem das Protagonistenensemble bella figura macht.
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Der Neoliberalismus – eine wüste Gegend
(Weimar, 1.2.2025) Ein turbokapitalistisches Überraschungsei mit Gimmicks am laufenden Band: Operndirektorin Andrea Moses und Musiktheater-Chefdirigent Dominik Beykirch lassen ihre Violetta über die Klinge des Systems springen und machen Ernst mit Verdis anno 1853 echt avantgardistischer Partitur.
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Szenen zweier Ehen
(Berlin, 26.1.2025) Zwischen der schicken Wohnung des Kaiserpaars und dem Waschsalon des Färberpaars kehrt Tobias Kratzer in seiner faszinierenden Regie von „Die Frau ohne Schatten“ immer wieder emotionale Details der in ihren Streitmauern befangenen Figuren heraus.
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Familienfeier mit tödlichem Ausgang
(Hamburg, 26.1.2025) Mit „Ariadne auf Naxos“ liefert Dmitri Tcherniakov einen angemessenen Abschluss seiner Hamburger Strauss-Trilogie.
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Die sich zum Kojoten wandelt
(Essen, 25.1.2025) Ein mysteriöser Brummton und die manipulative Kraft einer amerikanischen Sekte: Die Deutsche Erstaufführung der packenden Oper „The Listeners“ der New Yorker Komponistin Missy Mazzoli gerät musikalisch phänomenal und szenisch suggestiv.
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À la Leni Riefenstahl
(Hannover, 25.1.2025) An der Staatsoper Hannover bringt Michael Wertmüller „Echo 72“ zur Uraufführung und liefert so einen seltenen Beitrag zur zeitgenössischen historischen Oper.
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Vergewaltigung im Fahrstuhl
(Genf, 22.1.2025) Dieser starke Musiktheaterabend gerät weniger emotional erschütternd als intellektuell anregend. Regisseur Kornél Mundruczó schließt dazu 1905 mit 2025 kurz. Dirigent Jukka-Pekka Saraste entdeckt in Richard Strauss die französische Noblesse, Eleganz und Clarté.
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Neues aus der Akte Daland
(Wiesbaden, 19.1.2025) Am Staatstheater Wiesbaden macht Martin G. Berger aus Wagners „Der fliegenden Holländer“ einen Psychothriller und deckt dabei ein finsteres Geheimnis von Daland auf.
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Von Elviras Register, Zerlinas Kondomen und Annas Nachwuchs
(Dortmund, 18.1.2025) Mozart und sein Meisterwerk halten auch das locker aus: Regisseurin Ilaria Lanzino verheddert sich in ihrer ambitionierten wie feministischen „Don Giovanni“-Interpretation.
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Caesar zwischen Eros und Ethik
(Ravenna, 17.1.2025) Vor 300 Jahren wurde Händels Meisterwerk in London uraufgeführt. Chiara Muti inszeniert den Showdown zweier ungleicher Herrscherfiguren nun sinnlich und sinnig zwischen Antike, Barock und einer geistvollen Spur Shakespeare.
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Auch Nonsense muss Sinn ergeben
(Berlin, 12.1.2025) An der Staatsoper Unter den Linden zeigt Regisseur Johannes Erath mit György Kurtágs nun zum dritten Mal inszenierter Oper „Fin de partie“ die ambivalente Wirkmacht modernen Musiktheaters.
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Karneval ums Krankheitsdrama
(Erl, 27.12.2024) Startenor Jonas Kaufmann feierte nahe der Münchner Heimat seinen Einstand als Intendant. Sängerisch gibt es da so manche Entdeckungen. Die Katalanin Bárbara Lluch allerdings offenbart: Sie wäre eher eine flotte Operettenregisseurin.
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Ein köstliches „Mia san mia“
(München, 22.12.2024) Sopranistin Pretty Yende und Tenor Xabier Anduaga entdecken in ihrem Donizetti das authentische Gefühl jenseits der Vokalakrobatik, Regisseur Damiano Michieletto dessen gesellschaftliche Sprengkraft im Vorgriff auf Jacques Offenbach.
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Hilfe bei der Wohnungssuche
(Basel, 15.12.2024) Christoph Marthaler inszeniert „Tiefer Graben 8“ als eine Hommage an Ludwig van Beethoven – und an sich selbst.
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Kalter Krieg mit vielen Zwischentönen
(Graz, 14.12.2024) Die Oper Graz entdeckt das fast schon vergessene Musical „Silk Stockings“ von Cole Porter. Max Hopp bringt eine flotte Inszenierung mit starken Charakterzeichnungen. Dirigent Koen Schoots zaubert agile Broadway-Extravaganz.
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Liebe ist mehr als Emotionen plus Sex
(Münster, 14.12.2024) Die sängerische und orchestrale Delikatesse überstrahlt in der Premiere von Puccinis Opernhit-Selbstläufer „La bohème“ manch szenische Ungereimtheit.
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„Der Zauber liegt in der gegenwärtigen Welt“
Der Pianist und Komponist Fazıl Say ist Porträtkünstler des Schleswig-Holstein Musikfestivals.
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