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CD-Rezension Klaus Florian Vogt

Wagner-Belcanto

Dunkel, deutsch, deklamatorisch. So hat man Wagner einst gesungen – die Tenorhelden stemmten ihre Partien mit einer baritonal brustigen Präpotenz gerade so, als wären sie lieber Kraftsportler denn Opernsänger geworden. Nun kommt Klaus Florian Vogt in denselben Rollen schlankstimmig, frühlingsleicht und mozartisch daher. Silbrig zart, jungenhaft und keusch tönt sein Lohengrin und Stolzing. Und der…

vonPeter Krause,

Dunkel, deutsch, deklamatorisch. So hat man Wagner einst gesungen – die Tenorhelden stemmten ihre Partien mit einer baritonal brustigen Präpotenz gerade so, als wären sie lieber Kraftsportler denn Opernsänger geworden. Nun kommt Klaus Florian Vogt in denselben Rollen schlankstimmig, frühlingsleicht und mozartisch daher. Silbrig zart, jungenhaft und keusch tönt sein Lohengrin und Stolzing. Und der Wagner-Lyriker Vogt offenbart auf einmal die unerhörte menschliche Verletzlichkeit der sonst so rüstungsgepanzerten Helden vom Rienzi bis zum Parsifal. Schwerelos und hell, scheinbar ohne Mühe und Forciertheit geht der Norddeutsche seinen Wagner an. Sogar an den Tristan wagt er sich – freilich ist er hier nur mit dem Liebesduett des zweiten Aufzugs zu erleben, das er gemeinsam mit Camilla Nylund als Isolde mit inniger Emphase singt. Wenn Wagner selbst einst für seine Musikdramen einen „vaterländischen Belcanto“ imaginierte, dann wird er hier fürwahr Ereignis. Vor dem Tristan in Gänze wird Vogt indes hoffentlich Abstand nehmen: Die Fieberfantasien des dritten Aufzugs verlangen eben vor allem eine robuste Mittellage – Vogts Stärken liegen in der gralsglänzenden Höhe. Meine Empfehlung: Legen Sie alte Hörgewohnheiten ab und genießen Sie diesen neuen, gleichsam italienischen Wagner, den auch die Bamberger Symphoniker unter Jonathan Nott mit Delikatesse, Durchsichtigkeit und Schöngeist spielen. Da sind dann ungeahnte Farben, Legatolinien und Zwischentöne zu erleben und als Erkenntnisgewinn zu verbuchen. Ein Paradigmenwechsel in Wagnerdingen.

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