Roland H. Dippel
Artikel
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Märchenhaftes Opernvergnügen
Stilkundig und sensibel erweckt Jean-Marie Zeitouni Jules Massenets vernachlässigte Oper „Grisélidis“ zu neuem Leben.
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Glänzend
Daniel Harding, das Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia und ein traumhafter Sängercast um Jonathan Tetelman bringen Puccinis „Tosca“ zum Strahlen.
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Sakrosankte Kapitalismus-Dystopie
(Wuppertal, 13.4.2025) Die einmal mehr umjubelte Brecht-/Weill-Kompilation gerät zu einem alterslosen Beitrag für hedonistische Emanzipationsutopie: Pina Bausch war ihrer Zeit weit voraus, was ihre Kreation aus dem Jahr 1976 grandios beweist.
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Delirium aus der Pipette
(Meiningen, 12.4.2025) Ein bemerkenswert junges Ensemble erklimmt in „Tristan und Isolde“ den Mount Everest des Wagner-Gesangs gemeinsam mit GMD Killian Farrell, der eine hohe Sensitivität im Rausch beweist. Die Regie von Verena Stoiber allerdings enttäuscht.
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Extrafeuchtes Intermezzo mit Bowle und Orgie
(München, 10.4.2025) Nicht nur Wien ist eine Operettenhochburg: Der regieführende Intendant Josef E. Köpplinger sorgt auch am Gärtnerplatztheater für spritzige Champagnerlaune und ein Walzerdelirium unter der Gürtellinie. Der Feuerwehreinsatz war zur Premiere von „Waldmeister“ indes nicht geplant.
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Perfektion
Nach Respighi und Liszt kosten Ian Bostridge und Saskia Giorgini nun Lieder von Schumann bis ins kleinste Detail aus.
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Ernüchternde Erkenntnis
Die französische Musikwissenschaftlerin und Journalistin Aliette de Laleu spürt Frauen in der Musikgeschichte auf.
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Inniges Barockoratorium
La Ritirata und ein von Sopranistin Núria Rial angeführtes Solistenquintett legen erstmals Alessandro Scarlattis „Il Giardino di Rose“ vor.
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Prächtiges Hörvergnügen
Genau fokussiert deuten das Münchner Rundfunkorchester und sein Chefdirigent Ivan Repušić sämtliche Ballettmusiken von Giuseppe Verdi aus.
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Hypnotische Überwältigungsmusik
(Gera, 28.3.2025) Für die phänomenale Wiederentdeckung von Eugen d’Alberts Musikdrama „Die toten Augen“ setzt der regieführende Generalintendant Kay Kuntze auf ein subtiles Kammerspiel und wagt für den religiös-symbolischen Überbau geschickt verdeutlichende Kunstgriffe.
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Rarität aus Italien
Eindrucksvoll hat sich Francesco Cilluffo am Theater von Cagliari Francesco Cileas postimpressionistischen Singulär „Gloria“ angenommen.
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Ausbeutung und wildes Lieben
(Wien, 25.3.2025) Operette in Anführungszeichen: Der politisch heute gar nicht mehr korrekte Titel verlangt die Überschreibung, die das umfassende Festprogramm von „Johann Strauss 2025 Wien“ gemeinsam mit der Musicbanda Franui wagte – und damit gewinnt.
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Sanftes Melodram
In Gordon Gettys „Goodbye, Mr. Chips“ setzen Dennis Doubin und ein hervorragend abgestimmter Sängercast auf die Atmosphäre des Opernstoffs.
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Verwandelt
Thomas Hampson und die Würth Philharmoniker zeichnen Bearbeitungen von Schubert- und Brahms-Liedern als weiches Relief.
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Berg-Sternstunde beim Kurt Weill Fest
(Dessau, 1.3.2025) Büchners und Bergs Themen sind Sprachlosigkeit, Entfremdung, Einsamkeit und – Femizid. Christiane Ivens packende Inszenierung von „Wozzeck“ greift alle diese Aspekte auf, ohne den musikalischen Formplan für die fünfzehn Bilder konzeptionell zu überfrachten. Markus L. Frank macht am Pult der Anhaltischen Philharmonie die Nähe zur spätesten Romantik hörbar.
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Gay Pride in Saint-Tropez
(München, 28.2.2025) Der regieführende Intendant Josef E. Köpplinger und sein Choreograph Adam Cooper geben dem Revueaffen für die großen Showszenen reichlich Zucker, kontrastieren ihn dennoch in der subtil komödiantisch bis pointierenden Personenregie.
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Kantig
Paavo Järvi und das Tonhalle-Orchester Zürich setzen neue Akzente in Carl Orffs Kantaten-Spektakel „Carmina Burana“.
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Exquisite Stimmkultur
Tenor Reinoud Van Mechelen und das von ihm gegründete Ensemble A Nocte Temporis gestalten Mozarts Konzertarien mit transparenten Farben.
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WLH+LL Laboratories
(Saarbrücken, 23.2.2025) Die Saarbrücker Inszenierung von Wagners „Ring“ als Humanlabor erweist sich im „Siegfried“ als eine subtile Metamorphose auf Höhe der Zeit.
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Hochgesteckte Selbstreferenzen
Die wenig Belcanto-erfahrene Dresdner Philharmonie und Riccardo Frizza zeichnen ein unausgewogenes Klangbild von Bellinis letzter Oper.
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Harmonische Ehekrise
Felix Krieger, die Berliner Operngruppe und zwei ideale Solisten bewegen sich grazil durch Wolf-Ferraris Kurz-Oper „Il segreto di Susanna“.