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Vermehrt das Glück so gut es geht

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  • Vermehrt das Glück so gut es geht

Musikfest ION Nürnberg 2026

Mit der bereits 75. Ausgabe setzt das Nürnberger Musikfest ION seine Erfolgsgeschichte zwischen Versöhnung, Weltoffenheit und exzellenter Kirchenmusik fort.

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In wohl keiner anderen Stadt Deutschlands sprudelt das Mittelalter so sichtbar aus dem historischen Stadtkern wie in Nürnberg. 1050 erstmals erwähnt, zeugt die über der Stadt thronende Staufferburg von der Bedeutung Nürnbergs als Kaiserresidenz, die mächtige Stadtmauer als eine der beeindruckendsten und besterhaltenen Wehranlagen Europas und zahlreiche prachtvolle Kirchen – vor allem ab der Zeit um 1200 – prägen bis heute das Stadtbild.

Dass sich in einer derart geschichtsträchtigen Metropole Frankens ein Festival für geistliche Musik und Orgelmusik etablieren konnte, das längst weit mehr ist als eine reine Orgelwoche, erscheint fast als historische Notwendigkeit, nicht zuletzt angesichts Nürnbergs besonderer Rolle während der NS-Herrschaft, deren Ende sich in diesem Jahr zum achtzigsten Mal jährt. So zeugt zum einen das Reichsparteitagsgelände bis heute als mahnendes Monument von jener entfesselten Kunst, die die Unterwerfung ganzer Massen glühend zu inszenieren wusste; zum anderen markieren die Nürnberger Prozesse die Geburtsstunde des modernen Völkerstrafrechts.

Gerade diese Gegensätze und Brüche prägen das heutige Nürnberg – einst ein Zentrum des Nationalsozialismus, nun eine Stadt mit mehr als fünfzig Prozent Migrationsanteil. Diese Widersprüche in einem Musikfest zu bündeln, Menschen zusammenzubringen und sie mit Glück zu versorgen, ist Anspruch und Auftrag zugleich, zumal in diesem Jahr: Denn vom 19. Juni bis zum 5. Juli 2026 öffnen sich die Türen der großen Altstadtkirchen für die mittlerweile 75. Ausgabe des Musikfest ION.

Sopranist Maayan Licht ist am Eröffnungsabend mit Arien von Händel bis Porpora zu erleben
Sopranist Maayan Licht ist am Eröffnungsabend mit Arien von Händel bis Porpora zu erleben

Eröffnung im Altstadt-Dreiklang

Gleich zu Beginn setzt die „Große Nürnberger Musiknacht“ von BR-KLASSIK und dem Musikfest ION ein Ausrufezeichen: Mit nur einem Ticket ziehen die Besucher durch drei Kurzkonzerte in St. Sebald, dem Historischen Rathaussaal und St. Egidien. Dort spannen drei Nürnberger Debüts – Solomon’s Knot, der Männersopran Maayan Licht mit dem {Oh!} Orkiestra und das US-Vokalensemble Chanticleer – den Bogen von barocker Opulenz bis zur amerikanischen Chormusik. Neben Kantaten von Bach erklingen Arien von Händel, Porpora und Vivaldi sowie Gospelgesänge, gepaart mit Jazz und amerikanischer Folklore (19.6.).

Auch der folgende Tag steht im Zeichen angelsächsischen Kunstsinns: Die legendären King’s Singers kehren mit ihrem Programm „Close Harmony“ zurück nach Nürnberg, während Chanticleer in „Our American Journey“ die Vielfalt der Stimmen, Stile und Traditionen ihres Heimatkontinents feiert. Dass beide Ensembles gleich mehrfach auf dem Festival zu hören sind, ist ein mit Freude aufgenommenes Zugeständnis an ihre stetig wachsende Fangemeinde vor Ort. Wie kein anderer Organist wird Cameron Carpenter als Popstar seines Instruments gefeiert. In St. Sebald spielt der US-Amerikaner im ersten seiner zwei Nürnberger Konzerte ein vielfältiges Programm von Bach und Händel über Brahms bis César Franck (20.6.).

Anna Prohaska widmet sich in zwei Liederabenden den Themen Krieg, Verlust und Hoffnung
Anna Prohaska widmet sich in zwei Liederabenden den Themen Krieg, Verlust und Hoffnung

Festival mit gewachsener Haltung

Geleitet vom Gedanken der Versöhnung suchten Kirchenmusiker in den frühen Fünfzigerjahren nach neuen Tönen für ein zerstörtes Europa und legten mit der Internationalen Orgelwoche Nürnberg den Grundstein für das heutige Musikfest ION. Dieser „Nürnberger Geist“ prägte das Festival nachhaltig.

Heute versteht sich das Musikfest ION als genreoffenes Festival im Herzen der Stadt. Meisterwerke geistlicher Musik begegnen Jazz, Uraufführungen, ikonischen Pop-Programmen und A-cappella-Kunst. Unter Intendant Moritz Puschke, der das Festival seit 2019 leitet, ist daraus ein lebendiger Treffpunkt geworden. Unter dem Slogan „Vermehrt Glück!“ ist auch das Publikum deutlich gewachsen.

Dieses Vertrauen wird mit erlesenen Größen der Kirchenmusik belohnt, etwa mit dem britischen Vokalensemble Tenebrae, das sich unter dem Titel „Celestial Gift“ seltenen spätromantischen und modernen Stücken von Max Reger, Anton Bruckner und Frank Martin widmet (26.6.). Auf ganz andere Weise sucht Anna Prohaska im Liedprogramm „Behind the Lines“ nach Trost- und Bruchstellen. Gemeinsam mit Eric Schneider beleuchtet sie im Historischen Rathaussaal Lieder rund um Krieg, Verlust und Hoffnung, von der Romantik bis ins 20. Jahrhundert (30.6. & 2.7.).

Der evangelisch-lutherischer Theologe Paul Gerhardt gilt als einer der bedeutendsten Dichter deutschsprachiger Kirchenlieddichter. Der Windsbacher Knabenchor ehrt desses 350. Todestag in einem Konzert
Der evangelisch-lutherischer Theologe Paul Gerhardt gilt als einer der bedeutendsten Dichter deutschsprachiger Kirchenlieddichter. Der Windsbacher Knabenchor ehrt desses 350. Todestag in einem Konzert

Bach für Kinder, Chormusik für alle

Grenzenlosigkeit zeigt sich etwa im Format „SingBach“, in dessen Rahmen über zweihundert Nürnberger Kinder gemeinsam mit einer Jazzband das Repertoire Johann Sebastian Bachs entdecken, ein Projekt, das die Musik des Barock mit jugendlicher Energie und viel Spielfreude auflädt (26.6 & 27.6.).

Historisch informiert und neugierig zugleich zeigt sich der Windsbacher Knabenchor, der sich mit der Klassik-Band Spark dem 350. Todestag Paul Gerhardts widmet. Dessen Lyrik beeinflusste Komponisten wie Bach, Mendelssohn und Reger, und wird bis heute rezipiert (28.6.).

Längst Kultstatus besitzt das Mitsingkonzert des Musikfest ION, das auch in diesem Jahr hunderte Sängerinnen und Sänger aus ganz Deutschland zur gemeinsamen Erarbeitung eines Chorklassikers versammelt. Diesmal lassen Festivalchor und Orchester Highlights aus Georg Friedrich Händels „Messiah“ in der weiträumigen Gustav-Adolf-Gedächtniskirche erstrahlen (21.6.).

Der RIAS Kammerchor Berlin bringt zum Festivalfinale reichhaltige Expertise mit
Der RIAS Kammerchor Berlin bringt zum Festivalfinale reichhaltige Expertise mit

Von der Orgel bis ans Dirigierpult

Natürlich dürfen ausgewählte Orgelrezitale beim Musikfest ION nicht fehlen. Mit Oliver Latry und Jean-Baptiste Monnot gastieren Vertreter der französischen Schule, die mit den Orgeln von Notre-Dame de Paris und der Kathedrale von Rouen regelmäßig zwei der schönsten Instrumente Frankreichs zum Klingen bringen. Mit Stina Burkart, Domorganistin in Vaduz, und Mona Hartmann, Professorin an der Hochschule für Kirchenmusik Witten, sind zudem zwei profilierte Organistinnen an der Orgelklaviatur zu erleben – an einem Instrument, das noch immer viel zu selten in weiblicher Hand ist.

Auch Freunde großer Oratorien und Orchesterwerke kommen auf ihre Kosten: Die Staatsphilharmonie Nürnberg unter ihrem Chefdirigenten Roland Böer widmet sich in St. Sebald Antonín Dvořáks an romantischer Expressivität kaum zu überbietendem „Stabat Mater“. Die Klassische Philharmonie und der Kammerchor Stuttgart treten mit Mendelssohns wuchtigem Oratorium „Paulus“ in St. Lorenz auf (4.7.). Schließlich gestalten der RIAS Kammerchor Berlin und die Akademie für Alte Musik Berlin unter der Leitung von Justin Doyle Bachs h-Moll-Messe in hochkarätiger Besetzung – ein glanzvoller Schlusspunkt des Festival-Jubiläums (5.7.).

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