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Interview: Maayan Licht erzählt im #InstaView die Story hinter dem Bild

„Meine Badehose war wohl etwas zu groß“

Die Story hinter dem Bild: Im InstaView stellt sich Sopranist Maayan Licht einer geheimen Auswahl seiner eigenen Instagram-Postings – und bekommt Gelegenheit zum Kommentar.

vonAndré Sperber,

Wer ihn hört, könnte meinen, Maayan Licht sei ein Countertenor. Doch er ist Sopranista. Das heißt, seine hohe Sopranstimmlage erzeugt er nicht mit einer ausgeprägten Falsetttechnik, sondern sie ist im in die Wiege gelegt worden. Ursprünglich aus dem Pop- und Technobereich kommend, entwickelte er bald eine Liebe zur Alten Musik und zur Barockoper. Schnell erregte er internationale Aufmerksamkeit und wurde in diesem Jahr mit dem Oper!Award als Bester Newcomer ausgezeichnet. Auf seinem bunten Instagram-Kanal zeigt sich der Sänger aus Tel Aviv gleichermaßen humorvoll, verrückt und tiefsinnig.


Ein wunderschöner Ort mitten in der Wüste. Als Student bin ich oft in Tel Aviv feiern gegangen, und dann haben wir uns mitten in der Nacht ins Auto gesetzt und sind ans Tote Meer gefahren. Durch den hohen Salzgehalt schwebt man dort einfach an der Oberfläche, über dir die Sterne, vor dir der Sonnenaufgang – es ist magisch. Und direkt dort liegt auch Ein Gedi, eine Art Oase mit eiskalten Quellen, natürlichen Pools und Wasserfällen. Ohne Schlaf, aber voller Energie fühlt man sich plötzlich vollkommen wach und verbunden mit der Natur. Das sind Erinnerungen, die mich bis heute tragen. – Nur meine Badehose war wohl etwas zu groß.

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Das Foto entstand bei meinem allerersten Amsterdam Pride. Damals lebte ich noch in Den Haag, aber war oft in Amsterdam, weil ich dort meinen Lehrer gefunden hatte. Es war überwältigend, plötzlich mitten in dieser riesigen, bunten Menschenmenge zu stehen – für mich ein völlig neues, aufregendes Erlebnis. Seitdem ist Pride für mich ein fester Bestandteil geworden. Beim letzten Mal durfte ich sogar auf einem offiziellen Boot der Canal Parade mitfahren. Wir hatten eine alternative Carmen-Produktion mit Dragqueens entwickelt. Auf dem Boot habe ich dann als Carmen gesungen, während wir durch die Grachten fuhren, dicht umringt von Menschen, die gefeiert haben. Diese Stimmung war unvergesslich.

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Als ich angefangen habe, regelmäßig ins Fitnessstudio zu gehen, ging es mir, ehrlich gesagt, nur ums Aussehen – ich wollte einfach muskulös und fit sein. Aber ziemlich schnell wurde Sport für mich viel mehr: Ich habe dadurch ein ganz neues Bewusstsein für Gesundheit, Ernährung und Lebensstil entwickelt. Ich fühle mich einfach lebendiger. Irgendwann habe ich meine Mutter überredet, mitzukommen. Und am Ende hat es richtig Spaß gemacht, zusammen zu trainieren. Meine Familie ist wirklich alles für mich. Leider sehe ich sie viel zu selten, das ständige Unterwegssein gehört zu meinem Beruf leider dazu. Aber wenn ich dann nach Hause komme, überhäufe ich immer alle mit Geschenken.

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Der Sonnenuntergang in Jaffa. Ein wunderbarer Ort. Das Foto entstand, kurz bevor ich in die Niederlande umgezogen bin. Ich versuche, so oft es mir möglich ist, nach Israel zu reisen, um meine Familie und Freunde zu besuchen. Bei meinem letzten Aufenthalt allerdings konnte ich die dortigen Spannungen spüren: Ich war mit meiner Schwester und ihren beiden Kindern unterwegs. Plötzlich ertönte die Sirene, und wir rannten so schnell wir konnten, um Schutz zu suchen. Wir wussten nicht, was passieren wird, die Kinder hatten Angst – es war schrecklich. Das alles ist schwer auszuhalten, auch aus der Ferne. Ich wünsche mir Frieden für Israelis wie für Palästinenser, denn beide Seiten leiden. Für mich bleibt Israel trotz allem Heimat, verbunden mit Familie und Erinnerungen.

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Das war nach einer sehr intensiven Produktion von „Hamlet“, die von Ilaria Lanzino inszeniert wurde. Ich spielte den Bruder von Ophelia und erlebte auf der Bühne meinen ersten richtigen Sterbeszenen-Moment. Es war wahnsinnig aufregend, die physische Präsenz des Charakters so auszuleben. Ich liebe es, wenn Figuren eine komplexe Reise durchlaufen, und in dieser Rolle konnte ich alle Facetten zeigen: verletzlich, wütend, grausam, aber auch bereuend und menschlich. Ein Highlight meiner Karriere bisher war auch „Ifigenia in Aulide“ von Porpora, das ursprünglich für Farinelli geschrieben wurde – unglaublich herausfordernd und wunderschön. Rollen wie Cherubino geben mir ebenfalls die Möglichkeit, spielerische Leichtigkeit und dramatische Tiefe zu verbinden.

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