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Porträt Danae Dörken

Die Brückenbauerin

Unprätentiös, unkompliziert und herrlich fröhlich: Danae Dörken gewinnt die Menschen auch jenseits der Tasten auf Anhieb für sich

vonChristoph Forsthoff,

Plötzlich ist es da. Impulsiv, ein wenig rau, doch voller Herzlichkeit und Wärme – und niemand in der unmittelbaren Umgebung kann sich diesem herrlich lauten Lachen entziehen. „Zwei Schwestern zusammen, das ist einfach die perfekte Situation, um Quatsch zu machen“, bemüht sich Danae Dörken um eine Erklärung für diese unglaubliche Fröhlichkeit. Doch auch ohne ihre Schwester Kiveli sind solche Heiterkeitsausbrüche keineswegs die Ausnahme im Gespräch mit der Pianistin, vermag die zarte, junge Frau mit ihrem Lachen binnen Sekunden Brücken zu schlagen. Selbst wenn letzterer Begriff inzwischen allzu strapaziert sein mag, bei der Düsseldorferin ist selbiger zweifellos angebracht: Ihr Vater stammt aus Wuppertal – die Mutter von der griechischen Insel Lesbos. Eben dort, im Dorf Molyvos, haben die Töchter letztes Jahr ein Kammermusik-Festival gegründet: Mitten auf jenem Eiland, wo zahllose der Flüchtlinge ankommen, sich Ost und West treffen. „Und wir wollen hier die Musik aufeinander treffen lassen – Klassik und Jazz, Künstler und Komponisten.“

Brücken schlagen. Auf die Menschen zugehen und sie mitreißen – so wie 2007, als die damals 15-Jährige bei einer Preisverleihung an Condoleezza Rice die US-Außenministerin mit zwei Fantasiestücken Schumanns beglückte. „Das war schon spannend, von 20 Security-Leuten auf die Bühne eskortiert zu werden“, erzählt Danae Dörken – und bricht ob der Erinnerung an das bizarre Konzertbild im nächsten Augenblick wieder in Lachen aus. „Wenn man aber erst einmal spielt, ist es ganz egal, wer dort sitzt.“ Ob nun die zweitmächtigste Frau der Welt – oder Kinder einer kleinen Dorfschule in Mecklenburg-Vorpommern, wo die Pianistin nach einem Festspiel-Auftritt am Abend zuvor nun auch die Jüngsten für die Klassik begeistern will. Keine abgehobene Künstlerin sitzt da am alten Schulklavier, sondern eine junge Frau, die Mädchen und Jungen einlädt, mit ihr gemeinsam auf den Tasten ein Kinderlied anzustimmen.

Danae DörkenTanz im Kinderballett

Brücken schlagen. So wie in ihrem eigenen Leben, in dem die Künstlerin bis heute Musik und Bewegung vereint. Auf einem Kindergeburtstag hatte die vierjährige Danae erstmals ein Mädchen Klavier spielen gehört – danach wollte die Kleine das Instrument unbedingt selbst lernen. Doch daneben gab es den Tanz, im Kinderballett der Deutschen Oper am Rhein: „Mit neun Jahren habe ich schon mal darüber nachgedacht, Ballerina zu werden – doch am Ende fühlte ich mich mehr zum Klavier hingezogen, weil ich dort auch mehr ausdrücken kann.“ Dennoch hat Dörken bis zum Ende ihrer Schulzeit regelmäßig Ballett-Aufführungen getanzt: „Ein ganz wichtiger Teil meines Lebens, der auch mein Klavierspiel nachhaltig beeinflusst hat“ – heute macht sie Yoga, denn ihr Körper brauche einfach Bewegung. Und sei es in Form der Sethu Bandhasana, jener Brücken-Übung für Harmonie und Einheitsgefühl.

Doch auch in ihren Programmen erkundet die Vollblutmusikerin Wege, die über die Tasten-Klassiker und wohlbekannten Klavierkonzerte hinausführen in unbekannte Regionen des Musikbetriebs. Entschied sich für ihr CD-Debüt ausgerechnet für die autobiografischen Bekenntniswerke Janáceks. „Die sind eine Art Tagebuch, ein Seelenspiegel: Das fand ich unglaublich reizvoll, denn am Ende geht es doch darum, diese versteckte Magie zu suchen, die zwischen den Tönen liegt.“ Für einen Moment hält sie inne, der Hauch eines heiligen Ernstes legt sich auf ihr bildhübsches Antlitz. Doch dann bricht es wieder aus ihr heraus, dieses wundervolle Lachen. Brücken lassen sich eben nicht nur mit Musik schlagen.

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