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Porträt Elbipolis Barockorchester

Musik nicht nur für Pfeffersäcke

Auch in Berlin fühlt sich das Hamburger Elbipolis Barockorchester sehr wohl

vonKlemens Hippel,

Berlin hat eins und auch Freiburg, Frankfurt/Main und Köln. Ganz zu schweigen von Paris, London und Amsterdam. Warum sollte es dann ausgerechnet in der Hansestadt Hamburg mit ihrer reichen Musiktradition kein Barockorchester geben?, fragte sich der Hamburger Geiger Jürgen Groß schon während seines Studiums in Bremen. Und als sein Geigenlehrer daran zweifelte, dass bei den Hamburger Pfeffersäcken ein Barockorchester überhaupt möglich sei, war das erst recht Ansporn für den heutigen Konzertmeister des Ensembles, Mitstreiter für sein Projekt zu suchen. Nach einiger Zeit der Erprobung hatte man das richtige Team für ein Ensemble der Elbstadt, „Elbipolis“, beisammen. Man begann mit selbst organisierten Kirchenkonzerten – „an Geld hat damals keiner von uns gedacht, das war anfangs reine Liebhaberei“, sagt die Cellistin Inka Döring –, probte unermüdlich, und bald stellte sich der Erfolg ein: Festivals riefen ebenso wie die großen Bühnen.

Dass das Orchester im Hasse-Jahr 1999 aus der Taufe gehoben wurde, verrät schon einiges über das Konzept: Der Opernkomponist, dessen 300. Geburtstag man seinerzeit feierte, steht einerseits wie kaum ein zweiter für den Erfolg Hamburger Musik in ganz Europa und zählt andererseits zu den Barockmeistern, deren ebenso umfangreiches wie bedeutendes Werk heute beinahe vergessen ist. Und um beides geht es dem Ensemble: Um die Pflege der bedeutenden Hamburger Musiktradition ebenso wie um die Präsentation von unbekannter Musik. So hat man sich für die neueste CD Werke von Johann Christian Schieferdecker vorgenommen, des Nachfolgers Dietrich Buxtehudes in Lübeck.

Nicht dass das außergewöhnliche Repertoire schon alles wäre, was das Ensemble auszeichnet. Charakteristika sind auch die kleine Besetzung und ein ganz eigener Klang. „Hamburg steht ja mit seiner Instrumentalmusik um 1700 dem französischen Stil sehr nahe“, erklärt Groß. „Wir versuchen, bei den messbaren Parametern so genau wie möglich zu sein. Dass zum Beispiel zu einem Tanzstück auch getanzt werden könnte. Und wir suchen immer nach dem Ausdruck des richtigen Affekts.“ Auch manche typisch hamburgischen Eigenschaften kann man heraushören: „Dinstinguiertheit, Stolz, etwas Majestätisches – das findet sich gerade in der Musik des Barock.“

Aufsehen erregt das Ensemble aber auch durch seine kreativen Kooperationen außerhalb des Alte-Musik-Betriebs: Mit seiner Barock-Lounge sucht es, gemeinsam mit DJs, nach einem jungen Publikum in einer neuen Art des Konzertierens. Einen idealen Platz dafür haben die Hamburger im Berliner Radialsystem gefunden, das sich ja die Verbindung verschiedener Künste und Präsentationsformen auf die Fahnen geschrieben hat. Im Konzert am 14. November geht man allerdings ganz „klassische“ Wege: Auf Einladung der tschechischen Mezzo-Sopranistin Lucia Duchonˇová widmet sich Elbipolis Magnificat-Vertonungen, ergänzt durch instrumentale Triosonaten.

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