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Porträt Georg Friedrich Haas

In psychische Grenzgebiete und gesellschaftliche Abgründe vordringen

Georg Friedrich Haas stellt sich mit einem neuen Werk als Capell-Compositeur der Staatskapelle Dresden vor.

vonSören Ingwersen,

Nur sehr selten gewährt ein Komponist so schonungslos offen Einblicke in sein vergangenes und gegenwärtiges Privatleben, dass die Wechselwirkungen zwischen der Radikalität seiner musikalischen Stoffe und den Gegebenheiten seiner persönlichen Biografie geradezu ins Auge springen – wenngleich kausale Erklärungsmodelle für künstlerische Prozesse und Produkte natürlich immer zu kurz greifen. Im letzten Jahr veröffentlichte Georg Friedrich Haas seine autobiografischen Erinnerungen „Durch vergiftete Zeiten“ – eine Abrechnung mit seiner Familie, deren Verstrickungen in die nationalsozialistische Ideologie noch weit bis in die 1970er-Jahre hinein Konfliktstoff für den 1953 in Graz geborenen Komponisten boten.

Haas studierte in seiner Heimatstadt und in Wien und ist seit 2013 Kompositionsprofessor an der Columbia University in New York. Einblicke in die sadomasochistische Beziehung zu seiner afroamerikanischen Ehefrau, der Autorin und Sexualpädagogin Mollena Williams-Haas, gab 2017 der Dokumentarfilm „The Artist and the Pervert“. Einblicke in psychische Grenzgebiete und gesellschaftliche Abgründe liefern Haas’ Opern wie „Die schöne Wunde“, „Koma“ oder „Bluthaus“. Zu seinem Antritt als Capell-Compositeur der Staatskapelle Dresden hat Haas, der in seinem umfangreichen Schaffen die Spektralmusik mit der Romantik versöhnt, ein neues Werk für Bassklarinette, Violoncello und Schlagzeug komponiert.

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