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Porträt Münchner Frauenchor

Ein Chor, ein Klang

Der preisgekrönte Münchner Frauenchor feierte bereits sein 25-jähriges Jubiläum

vonMaximilian Theiss,

Wir hatten es satt, für Konzerte ständig um Tenöre betteln zu müssen“, antwortet Katrin Richthofer schmunzelnd auf die Frage, warum man einem Chor beitritt, in dem nur Frauenstimmen sind. Seit nunmehr 22 Jahren singt die Altistin im Münchner Frauenchor, der derzeit 26 Mitglieder hat. Für einige Sängerinnen, darunter die Sopranistin Ina Fritz, liegt der Reiz eines Frauenchores darin, dass frau sich hier mit einer „speziellen Literatur auseinandersetzt, die sehr vielfältig und nicht überall zu hören ist“. So war für sie etwa das letztjährige Konzert ein ganz besonderes Highlight, als der Chor ausschließlich Werke von Komponistinnen aufführte.

Für Katrin Wende-Ehmer, die Leiterin des Münchner Frauenchors, war die Gründung vor 25 Jahren ein Herzensanliegen, denn sie hatte sich schon seit langem für Frauenchor-Literatur begeistert: „Ein Ensemble mit rein weiblichen Stimmen erzeugt einfach eine unglaublich faszinierende Klangfarbe“, schwärmt sie. „Klangfarbe“: Dieses Wort nimmt sie oft in den Mund, wenn es um ihren Chor geht. Penibel arbeitet sie an selbiger, weshalb auch zwei Stimmbildnerinnen Probe für Probe dafür sorgen, dass Klang und Artikulation der Frauenstimmen „homogen werden und zu einem einzigen, vollwertigen Instrument verschmelzen“.

Auch wenn der Chor ausschließlich aus ambitionierten Laiensängern besteht und wie die meisten anderen Freizeitchöre einmal die Woche probt, ist die Arbeit hochprofessionell, was laut Wende-Ehmer auch am Engagement der Sängerinnen liegt: „Die kommen aus einer ganz besonderen Motivation – nämlich aus einer natürlichen: Sie wollen singen, sie wollen arbeiten. Außerdem finde ich es sehr schön, dass man sie nicht zu irgendetwas zwingen muss und sie nicht nach Dienstplan funktionieren.“

Der Chor entdeckt immer wieder neues Repertoire

Die Professionalität des Chores wird auch in den zahlreichen Aufnahmen deutlich, um die sich mittlerweile sogar der Bayerische Rundfunk kümmert. Für die Chorleiterin ist dies sehr wichtig, zumal sie viele Werke zur Aufführung bringt, die noch nicht auf Tonträger gebannt sind und somit Gefahr laufen, in Vergessenheit zu geraten. Etwa 2500 Partituren hat sie seit ihrer Kindheit bereits zusammengesammelt – was allein schon deshalb bemerkenswert ist, weil die Frauenchormusik eigentlich erst in der Hochromantik entstand und somit eine musikalische Sparte ist, die bislang noch nicht einmal zweihundert Jahre überdauert hat.

Neben Klassikern von Brahms, Mendelssohn-Bartholdy, Schubert oder Schumann greift der Chor vornehmlich auf zeitgenössische Literatur zurück – „die auch sehr traditionell klingen kann“, wie Wende-Ehmer betont. Dennoch ist die Courage, neben den Reißern auch schwerer bekömmliche Musik zum Klingen zu bringen, ein weiteres Markenzeichen des Chores neben der beachtlichen Verbindung von professioneller und Laienmusik.

Stand vor 25 Jahren am Anfang lediglich ein „Projekt“ aus verschiedenen Chören, so ist heute daraus eine wichtige, preisgekrönte Instanz der Münchner Laienmusikszene geworden: Zwischen 2001 und 2006 gewann das Ensemble je zweimal den ersten Preis beim Bayerischen sowie den zweiten Preis beim Deutschen Chorwettbewerb. Außerdem nimmt der Chor an internationalen Festivals und Wettbewerben teil, etwa am Chorwettbewerb Llangollen in Wales, wo sich die ambitionierten Frauen ebenfalls einen zweiten Platz sicherten.

Ausgezeichnet: erste Preise bei Chorwettbewerben 

Und die Chancen sind gut, dass sich diese Erfolgsgeschichte auch im nächsten Vierteljahrhundert Chorarbeit fortsetzt. Auch wenn die Chorleiterin als Wunschtraum Nummer eins lediglich bescheiden äußert, „dass es den Chor noch möglichst lange gibt“. Nun, die Rahmenbedingungen hierfür sind gegeben, bleiben die Sängerinnen doch in der Regel viele Jahre lang Mitglied. Die älteste Teilnehmerin ist schon seit der ersten Stunde dabei – und wird beim Jubiläumskonzert entsprechend gefeiert.

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