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Porträt Akademisches Orchester Leipzig

Säule des Musiklebens

Zwischen Professionalität und Leidenschaft: Das Akademische Orchester Leipzig feiert seinen 60. Geburtstag

vonBenedikt Leßmann,

Es ist schon etwas Besonderes, wenn ein Laienorchester 60 Jahre besteht. Noch bemerkenswerter ist es aber, wenn es 60 Jahre lang von demselben Dirigenten geleitet wird. 1954 ging es los, mit acht Studenten in einem Seminarraum der Leipziger Universität. Von diesen bescheidenen Anfängen hat sich das Orchester zu einer Säule des Leipziger Musiklebens entwickelt. Das spürt jeder, der einmal eines der Konzerte besucht: Das Orchester und sein Publikum gehören zusammen. Gefragt ist besonders das Abonnement: Sechs Symphoniekonzerte gibt das Orchester jedes Jahr im Großen Saal des Gewandhauses, hinzu kommen Kammerorchester- und Sonderkonzerte. „Viele Stammzuhörer und Abonnenten sind schon seit langer Zeit dabei und haben den Weg des Orchesters über Jahre begleitet“, erzählt Anja Jaskowski, die seit mehreren Jahren Mitglied des Orchesters ist, „auch deswegen sind die Konzerte häufig ausverkauft.“ Das Abonnement als lieb gewonnene Gewohnheit, die günstigen Einstiegspreise tun ihr übriges dazu.

Programmrepertoire von Beethoven bis Mahler

Doch damit Musikfreunde einem Orchester so lange treu bleiben, muss auch die Qualität stimmen. Dass sie das tut, haben Kritiker dem Klangkörper immer wieder bescheinigt. Und das, obwohl die Instrumentalisten größtenteils Amateure sind. Das Akademische Orchester nimmt eine Mittlerposition im Leipziger Konzertleben ein: zwischen anderen Liebhaberorchestern, die nicht vergleichbar häufig und selten vergleichbar gut spielen – und den Profis vom Gewandhausorchester und den MDR Sinfonikern. Neben diesen zwei Spitzenklangkörpern in einer mittelgroßen Stadt eine Konzertreihe über Jahrzehnte am Leben zu halten: Das ist schon eine beachtliche Leistung. „Von den Profis nehmen wir die Professionalität, von den Amateuren die Leidenschaft“, bringt Dirigent Horst Förster sein „Erfolgsrezept“ auf den Punkt. „Es ist eine Summe aus persönlichem Engagement, ausgewogenen Programmen und ansprechenden Interpretationen, wenn auch die Laien manchmal bis an ihre Grenzen gehen müssen.“

Dass es hierzu an immer wieder frischem Ansporn nicht mangelt, ist auch das Verdienst der Programmpolitik: Auch hier zeichnen sich die „Akademiker“ durch Verlässlichkeit aus. Den Kern bildet das große Konzertrepertoire zwischen Beethoven und Mahler. Hinzu kommen immer wieder entlegene Werke, Uraufführungen und Crossover-Projekte. Kammerkonzerte runden das Spektrum unter anderem mit Barock und Wiener Klassik ab.

Einst Orchester der Universität sind die „Akademiker“ heute völlig eigenständig

Hinter dem Erfolg steckt also jede Menge persönlicher Einsatz. Den braucht es auch, gehört doch das Orchester seinem Namen zum Trotz seit 1991 nicht mehr zur Universität, sondern muss sich als eingetragener Verein selbstständig bewähren. Ein peinlicher Mangel für die Universität einer Musikstadt, dem erst 2003 die studentische Gründung des Leipziger Universitätsorchesters Abhilfe geschaffen hat. Zur Abspaltung sagt Förster: „Heute sehe ich diese Trennung ohne Bitterkeit, sie hat uns unternehmerische Entscheidungsfreiheit gebracht, mehr Eigenverantwortung abverlangt und die Grundlage für die erfolgreiche Entwicklung der letzten Jahre geschaffen.“

So besteht das Orchester heute nur noch zum Teil aus Studenten, andere Mitglieder üben – vornehmlich akademische – Berufe aus. „Die Atmosphäre ist sehr offen“, findet Anja Jaskowski, „es gibt viele feste Mitglieder, die schon lange dabei sind, aber immer wieder auch Neuzugänge. Die Altersstruktur ist gemischt und reicht von etwa 18-Jährigen bis hin zu Senioren.“ Die sich garantiert alle auf die Jubiläumssaison freuen. Den Höhepunkt bildet ein Sonderkonzert am 24. November, mit Strawinskys Feuervogel – und Beethovens Neunter.

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