Wahn, Furien, Entsagung! Elettras Arie Oh smania aus Mozarts Idomeneo ist nichts fürs schwache Nerven. Dorothea Röschmann gestaltet sie als Psychogramm, seelendurchdringend, aufbegehrend, leidend. Das ist bezeichnend für dieses Arien-Album. Röschmann wird zu Vitellia, zur Gräfin, zu Elvira, zu Ilia. Und am Ende singt sie Bella mia fiamma. Die ganze Farb-Palette dieser Einspielung zeigt sich im Gegensatz von Rezitativ und Arie Dove sono aus dem Figaro: hier das Gefühl von Verrat und Wut, dort Schmerz und Hoffnung. Röschmann begnügt sich nie mit Melodien-Seligkeit, mit purer gesanglicher Schönheit, bei ihr werden diese Arien zu Momente im Leben der jeweiligen Figuren. Da nimmt man als Hörer ein minimales Zuviel an Gestaltungs-Lust gern in Kauf. Das Schwedische Radio-Sinfonieorchester bietet unter Daniel Harding nicht Assistenz, sondern gestaltet ausdrucksstark und vibratoarm.
![Verrat und Wut](https://www.concerti.de/wp-content/uploads/concerti-external-resources/phononet/625/612/0888750612625-0600px-001.jpg)
CD-Rezension Dorothea Röschmann
Verrat und Wut
Dorothea Röschmanns Mozart-Emphasen: Bei ihr werden Arien zu Momente im Leben der jeweiligen Figuren
-
Die deutsche Sopranistin Dorothea Röschmann wurde 1967 in Flensburg geboren. Bereits in ihrer Kindheit war sie als Chorsängerin aktiv und studierte schließlich in Hamburg, New York, Tel Aviv und London Gesang. Nach ihrem Abschluss folgte von 1994 bis 2000 ein Engagement im…
Mehr auf dem Künstlerportal
-
„Es darf hässlich, es darf provokant sein“
Asya Fateyeva, Porträtkünstlerin beim Schleswig-Holstein Musik Festival, spricht über den Reiz und die Herausforderungen des für die Klassik so ungewöhnlichen Saxofons.
Newsletter
Jeden Donnerstag in Ihrem Postfach: frische Klassik!