In Antonio Cestis „L’Orontea“, einem „Dramma musicale“ aus dem Jahr 1656, begegnen wir einer Königin, die mit allen Mitteln ihre Unabhängigkeit verteidigt. Jedoch nur solange, bis ein geheimnisvoller Fremder ihr Herz erobert. Zwischen höfischem Glanz, Liebesintrigen und amourösen Verwicklungen entfaltet sich ein venezianisches Welttheater, das mit Witz, Sinnlichkeit und überraschender Modernität die Grenzen von Stand, Geschlecht und Moral verwischt.
Vernunft und Verführung
Cestis Musik, reich an melodischer Schönheit und rhetorischer Finesse, schließt an Monteverdis Ausdruckskraft an, zeigt aber bereits den verführerischen Klangzauber des Hochbarock. Regisseur Tomo Sugao spürt mit feinem Gespür für barocke Theatralik und psychologische Tiefe der Frage nach, ob Vernunft oder Leidenschaft unser Handeln bestimmen soll. Wolfgang Katschner wiederum, ein Meister der Alte-Musik-Szene, bringt gemeinsam mit der Lautten Compagney Berlin den glühenden Farbenreichtum dieser selten gespielten Oper zum Leuchten. In den Hauptrollen sind Sopranistin Hilary Cronin als Orontea und Countertenor Gabriel Díaz als Alidoro zu erleben.



