Roland H. Dippel
Artikel
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Frenetisches Belcanto-Glück
Gaetano Donizettis Rarität „Dalinda“ erfährt mit der Berliner Operngruppe unter Felix Krieger ihre stilsichere Uraufführung.
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Perfektion und Selbstbewusstsein
Golda Schultz und die Kammerakademie Potsdam nähern sich mit glasklarem Verständnis den extremen Frauenfiguren in Mozarts da-Ponte-Opern.
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Lortzing-Spähne vom Wagner-Hobel
(Leipzig, 13.4.2024) Das Lortzing-Jahr 2026 wirft seine Schatten voraus: Regisseurin Rahel Thiel erweist sich als sensibel, filigran und mit wissender Kenntnis ironisch. Musikalisch gilt es, bis zum Jubiläum noch nachzusteuern.
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Berückend
Mit filigraner Sorgfalt und profunder Belcanto-Erfahrung singt sich Tenor Vittorio Grigolo durch schmelzende Arien des Verismo.
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Wut- und Trauerlieder
Mit einem Auszug aus Felix Mendelssohns „Lieder ohne Worte“ versucht Igor Levit den angemessenen Ton zu treffen.
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Anthropozän am Abgrund
(Coburg, 31.3.2024) Alle Rettungsexperimente misslingen, Rache ist nicht süß, und mit Wagners trügerisch milder Ges-Dur-Apotheose könnte die nächste Welttheaterrunde sofort beginnen. In der langfristigen Ersatzspielstätte des Landestheater Coburg folgt das Premierenpublikum dem aufregenden Sog der „Götterdämmerung“ mit wacher Aufmerksamkeit und wachsender Begeisterung.
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Eigenwillig
Experimentell verzahnt Simon-Pierre Bestion Stabat-Mater-Vertonungen von Scarlatti und Dvořák – mit mäßigem Erfolg.
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Originelle Auswahl
Elīna Garanča präsentiert ein „Poesiealbum“ mit Kontrasten, innerer Ruhe und Gefasstheit.
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Gestraffte Dramatik
Farbintensiv bringen Jonathan Cohen und ein starker Sängercast Händels englischsprachiges Oratorium „Theodora“ zum leuchten.
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Die guten Geister von Weimar
(Weimar, 16.3.2023) Auf der (post)bildungsbürgerlichen Weimar-Tour von Don Magnifico trainieren seine Töchter den Blick auf das Wesentliche: einen Mann mit Geld und Macht. Regisseur Roland Schwab beamt Rossinis Märchenoper mit Fortune in die Klassikerstadt mit all ihren Geistesgrößen.
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Haltungssache
Litauens Weltstar Asmik Grigorian singt leicht versachlichend Richard Strauss‘ „Vier letzte Lieder“ in der Klavier- und der Orchesterversion.
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Kantige Wiederentdeckung
Il Gusto Barocco und sein Gründer Jörg Halubek wecken Johann Sigismund Kussers Oper „Adonis“ aus dem Dornröschenschlaf.
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Sternstunde für intelligentes Musical
(Plauen, 3.3.2024) Dirk Löschners Intendanz möchte man nach dieser Premiere den Orden für gekonntes Musical anheften. Hier passt alles: Plot, Text, Musik, Szene, Ensemble, Bühne. Das unverbrauchte Musical-Meisterstück ist ein Prototyp des britischen Humors.
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Starkes Wagner-Abenteuer
Der Wiener „Parsifal“ mit Jonas Kaufmann in der Titelrolle ist auch bis in die kleinsten Partien hinein hervorragend besetzt.
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Sizilianische Sinnkrisen
(Dessau, 2.3.2024) „Król Roger“ ist Karol Szymanowskis Hauptwerk und auch für westliche Bühnen eine zwar seltene, aber regelmäßige Leistungsschau. Das Anhaltische Theater besteht sie glänzend – und dies nur kurz nach Richard Wagners „Tristan und Isolde“.
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Walisische See- und Sauflieder
Ein Crossover der ungewöhnlichen Art ist Bryn Terfels erstes Studioalbum seit über fünf Jahren mit Musik aus seiner walisischen Heimat.
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Musikalische Waschkraft gegen Psychomüll
(Meiningen, 23.2.2024) Henrik Ibsens Skandalstück „Gespenster“ hatte 1886 am Meininger Hoftheater die erste öffentliche Aufführung in Deutschland erlebt. Jetzt wurde die Geschichte als erste Oper des Norwegers Torstein Aagaard-Nilsens am selben Ort sehr zu Recht umjubelt. Die trügerisch filigran komponierte Literaturoper hat es in sich.
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Betörender Liebeskollaps
Mustergültig führt Marc Minkowski die Musiciens du Louvre durch Händels Zauberoper „Alcina“ mit Magdalena Kožená in der Titelpartie.
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Zwischen Schattendasein und Rampenlicht
Das 32. Kurt Weill Fest in Dessau-Roßlau widmet sich großartigen Frauen.
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Neues Kapitel
Als Weltpremieren legt Alois Mühlbacher Solo-Kantaten über die unfreiwillige Trennung von Liebenden aus der Feder Antonio Bononcinis vor.
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Keine Trauma-Therapie – trotz Mozart
(Köln, 17.2.2024) Floris Vissers Inszenierung zeigt gewiss methodisches Zielstreben. Doch droht ein Empathieverlust durch einen Bilderorkan von traumatisierten Tätern und in Bewältigungsneurosen getriebenen Opfern. Das Gürzenich-Orchester unter Rubén Dubrovsky modellierte auch an unpassenden Stellen berückend schöne Bläserläufe.