Marie Jaëll

Die Leistungen der Pianistin Marie Jaëll, insbesondere in der Klavierpädagogik, werden noch heute als maßgeblich für die Entwicklung späterer Unterrichtsmethoden angesehen. Neben ihrer Konzerttätigkeit erlangte sie bereits zu Lebzeiten durch ihre Solo-, Orchester- und Kammermusikkompositionen größere Bekanntheit. Geboren wurde sie 1846 unter dem Namen Marie Trautmann im französischen Steinseltz. Ihre erste musikalische Ausbildung erhielt sie bei Franz Hamma in Stuttgart, ab 1857 wurde sie von dem französischen Klavierpädagogen Henri Herz in Paris unterrichtet. Nachdem sie 1862 nur vier Monaten am Pariser Konservatorium studierte und mit dem dortigen „Premier Prix de piano“ ausgezeichnet wurde, startet sie eine zunächst auf Frankreich, Süddeutschland und die Schweiz beschränkte Pianistenkarriere. 1866 heiratete sie den Pianisten Alfred Jaëll, mit dem sie ausgedehnte Konzertreisen durch ganz Europa und Russland unternahm. Wenig bekannt hingegen ist über ihre Ausbildung als Komponistin. Lediglich kurze Studienaufenthalte bei Camille Saint- Saëns, César Franck und Franz Liszt sind bekannt. Letzterer widmete Jaëll sein „Klavierkonzert Nr. 1 D-Dur op. 17“, zudem lebte sie für kurze Zeit nach dem Tod ihres Mannes bei dem Komponisten. In den 1890 machte sie durch zyklische Konzertaufführungen, unter anderem sämtlicher Klaviersonaten Beethovens, auf sich aufmerksam, anschließend zog sie sich vollständig aus der Öffentlichkeit zurück und widmete sich dem Verfassen von wissenschaftlich relevanten Lehrwerken. Marie Jaëll starb 1925 in Paris.