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Rimini Protokoll begeht die „Bauprobe Beethoven“

Die Geschichte der Beethovenhalle freilegen

Die Berliner Künstlergruppe Rimini Protokoll lädt zu einer theatralen Baustellenbegehung.

vonTeresa Pieschacón Raphael,

„Was sind das für Barbaren, die hier die Axt ansetzen?!“, schimpfte die FAZ im Jahr 2009, als man sich mit Plänen trug, Bonns Beethovenhalle am Rhein abzureißen. Kurz nach ihrem fünfzigsten Geburtstag. Das Wahrzeichen der jungen Bundesrepublik! Zu langweilig und zu provinziell fand man plötzlich einen Ort, in dem neben der Pflege der Musik Beethovens bis 1989 immerhin die Bundesversammlung tagte und der Bundespräsident gewählt wurde. Theodor Heuss hatte einst den Grundstein der Beethovenhalle gelegt und das Haus am 8. September 1959 eingeweiht. Es war sein letzter öffentlicher Auftritt als Bundespräsident.

Bis 2011 war der Abriss des obendrein denkmalgeschützten Hauses noch nicht vom Tisch. Dann kam die Zeit der Gutachten. 2016 stimmten die SPD, die Sozialliberalen und der Bürger Bund Bonn (BBB) gegen die Sanierung; CDU, Grüne, FDP und Linke waren in ihrer Mehrheit aber dafür. Die sanft schwingende Kuppel des Hauses, die bis heute die Rheinsilhouette der Stadt prägt, war also vorerst gerettet. Mitte November 2016 begann man mit der Sanierung und hoffte, bis zum 250. Geburtstag Beethovens fertig zu sein. Doch daraus wird wohl nichts, realistisch ist eher das Jahr 2022, derweil die Sanierungskosten von ursprünglich 30 Millionen auf weit über 100 Millionen gestiegen sind. Amüsanter Seitenhieb: Zum 100. Geburtstag 1870 von Beethoven war das Vorgänger-Gebäude bereits fertiggestellt. Es wurde allerdings vom Krieg zerstört.

Rimini Protokoll: „Ewige Baustelle“ Beethoven

Also viel Stoff für die renommierte Berliner Künstlergruppe Rimini Protokoll, wenn sie im Rahmen ihrer „Bauprobe Beethoven“ die Besucher durch den kühnen Bau Siegfried Wolskes führen wird, der mit seinen unregelmäßig geformten Kuben und den unterschiedlichen Dachneigungen seinerzeit ­Architekturgeschichte schrieb. Mit Worten wie „Das Gerippe wird zum Geisterhaus der BRD, zu einer Art ‚Palast der Bundesrepublik‘ als Gegenstück zum Palast, der in Berlin dem wiedererrichteten Stadtschloss weichen musste“ kündigen die Theaterkünstler ihr Programm an. Weiter: „Und appelliert vielleicht sogar an die ‚ewige Baustelle‘ Beethoven: mit dieser Gestalt werden wir niemals ‚fertig‘!“ Wer klüger werden möchte aus diesen Sätzen, verpasse nicht diese interessante Veranstaltung unter der Regie von Ari Benjamin Meyers.

concerti-Tipp:

Bauprobe Beethoven
Sa. 12.9. & So. 13.9., 11:00 & 15:00 Uhr
Beethovenhalle Bonn
Ari Benjamin Meyers, Asasello-Quartett, Rimini Protokoll (Regie)

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