Rezension Benedikt Kristjánsson – Drang in die Ferne
Schubert in Island
Benedikt Kristjánsson wechselt Schubert-Lieder mit isländischen Volksliedern ab – a cappella klingen sie umso schlichter und wehmütiger.
Wenn es eine passende Kulisse gibt, in der Schuberts Lieder zu verorten sind, dann ist Island sicher eine gute Wahl. Der Tenor Benedikt Kristjánsson verbindet auf seinem Debütalbum Land und Lied. Schubert-Lieder wechseln sich mit isländischen Volksliedern ab, die, da sie a cappella gesungen werden, umso schlichter und wehmütiger klingen. In Island wird im Volksgesang eine an das mittelalterliche Organum erinnernde Mehrstimmigkeit gepflegt. An diese erinnert das Stück „Ísland farsælda frón“, bei dem das Horn in parallelen Quinten zum Gesang spielt. Gemein ist den Stücken die Sehnsucht, aber auch der immer wiederkehrende Bezug zum Wasser. Jedoch: Wo Schuberts Lieder sich aufbäumen oder weiterdrängen, erzählen die isländischen Volkslieder von Schicksalsergebenheit. Kristjánssons schlanker Tenor schafft klanglich eine Brücke, die diese Kluft überwindet.
© Andreas Labes
Benedikt Kristjánsson
Drang in die Ferne
Schubert-Lieder und Volkslieder aus Island
Benedikt Kristjánsson (Tenor), Tillmann Höfs (Horn), Alexander Schmalcz (Klavier)
Genuin
Benedikt Kristjánsson singt „Fagurt er í fjörðum“ (Drang in die Ferne):
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