Rezension Lucas Debargue – Domenico Scarlatti
Voller Poesie
Lucas Debargue hat 52 Sonaten von Domenico Scarlatti eingespielt. Das Ergebnis ist beeindruckend und rundum überzeugend.
Erstmals entdeckte er eine Sonate von Domenico Scarlatti als Notenbeilage in einer Zeitschrift. Jahre später erstand er die Gesamtausgabe aller Sonaten und hat sich anschließend eine ganze Woche lang in diesen Kosmos vergraben. Danach begann die Auswahl-Arbeit, und schließlich ging Lucas Debargue ins Aufnahmestudio und hat 52 der 555 Sonaten eingespielt. Das Ergebnis der vier CDs ist beeindruckend. Zugegeben, es sind einige Eigenwilligkeiten vorhanden, etwa wenn er aus einem Allegro ein Andante macht. Doch das Ergebnis ist, jenseits solch mutiger Entscheidungen, rundum überzeugend. Debargue formt jede Sonate zu einer Feinbläserarbeit. Filigran, fein, graziös. Er verzichtet weitgehend auf Pedaleinsatz und kann sich das aufgrund seiner Anschlagsqualitäten auch leisten. Er romantisiert nicht, sondern deutet diese Sonaten cembalesk, doch nie trocken oder etüdenhaft. Debargue zeigt, wie viel Poesie in diesen pianistischen Kostbarkeiten steckt. Jede Sonate durchleuchtet er akribisch auf ihren jeweiligen Gehalt, was umso deutlicher wird, weil er die Werke oft paarweise nach Tonarten gruppiert.
© Xiomara Bender
Lucas Debargue
D. Scarlatti: 52 Sonaten
Lucas Debargue (Klavier)
Sony Classical
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Termine
Lucas Debargue
J. S. Bach: Italienisches Konzert F-Dur BWV 971, Fauré: Barcarolle Nr. 3 Ges-Dur op. 42 & Ballade Fis-Dur op. 19, Skrjabin: Klaviersonate Nr. 4 Fis-Dur op. 30 & Fantasie h-Moll op. 28, Schumann: Klaviersonate Nr. 3 f-Moll op. 14 „Concert sans orchestre“
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