Startseite » Rezensionen » Samtweiches Testosteron

Rezension Ludovic Tézier – Verdi

Samtweiches Testosteron

Vom späten Belcanto bis zum Verismo: Mit seinem dunklen und markant virilen Timbre ist der Franzose Ludovic Tézier ein echter Verdi-Bariton.

vonRoland H. Dippel,

Der Franzose Ludovic Tézier ist ein echter Verdi-Bariton. Diesen Eindruck bestätigen elf Partien aus Opern, deren Entstehungszeitraum vom späten Belcanto bis zum Verismo reicht. Téziers dunkles und markant viriles Timbre kontrastiert wirkungsvoll mit den transparenten Schraffuren des von Frédéric Chaslin zu penibler Rundung angehaltenen Orchesters. Sein Singen ist wie eine samtweiche Schale über rauem Kern. Für aggressive und besessene Facetten, etwa in Iagos „Credo in un dio crudel“ aus „Otello“, fehlen allerdings die polarisierenden Schärfungen, durch die eine Phrase Dolchstoß oder Liebkosung wird. Ideale Einheiten zwischen Gesang und Situation entstehen, wenn Tézier emotional sein kann wie in der hier einmal französisch, einmal italienisch gesungenen Sterbeszene des Marquis Posa oder wenn Nabucco den Gott der Hebräer um Hilfe bittet. Imponierend sind alle unbegleiteten Solostellen – in diesen entsendet Tézier aus dem Nichts berückende Töne.

Ludovic Tézier
Ludovic Tézier

Verdi
Arien aus „La Forza del Destino“, „Don Carlos“, „Ernani“, „Falstaff“, „Il Trovatore“, „La Traviata“ u. a.

Ludovic Tézier (Bariton), Orchestra del Teatro Comunale di Bologna, Frédéric Chaslin (Leitung)
Sony Classical

Auch interessant

Rezensionen

Aktuelle Rezensionen

  • Asya Fateyeva steht mit Hingabe für die Vielseitigkeit ihres Instruments ein.
    Interview Asya Fateyeva

    „Es darf hässlich, es darf provokant sein“

    Asya Fateyeva, Porträtkünstlerin beim Schleswig-Holstein Musik Festival, spricht über den Reiz und die Herausforderungen des für die Klassik so ungewöhnlichen Saxofons.

Anzeige

Audio der Woche

Das Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker

Ein Konzerterlebnis der Spitzenklasse gab es im Park von Schloss Schönbrunn in Wien. Unter Leitung von Andris Nelsons präsentierten die Wiener Philharmoniker und Starsolistin Lise Davidsen ein unterhaltsamen Programm mit Musik von Verdi, Wagner, Smetana u.a.

Newsletter

Jeden Donnerstag in Ihrem Postfach: frische Klassik!