Miloš Formans legendärer Film „Amadeus“ aus dem Jahre 1984 hat Mozart über die Klassikszene hinaus Bewunderer eingebracht. Zugleich hat er das Bild eines anderen Komponisten geprägt, allerdings zu dessen Nachteil. Antonio Salieri zeichnet Forman als einen missgünstigen, von Neid auf den erfolgreicheren Mozart zerfressenen Menschen, der den Kontrahenten schließlich mit Gift aus dem Wege räumt. 41 Jahre später macht sich Matthias Kadar, Sänger, Komponist und Pädagoge, daran, dieses Zerrbild zu korrigieren. Er hat zahlreiche Berichte von Zeitgenossen zusammengetragen, die Salieri als einen großzügigen und mitfühlenden Menschen schildern, der bereit war zu helfen, wo er konnte, der vielfach unentgeltlich unterrichtete und sich alle Mühe gab, seinen Schülern den eigenen Weg aufzuzeigen. Zudem war er ein Familienmensch, der seine früh gefreite Gattin zeitlebens innig liebte, ebenso die zahlreichen Kinder, die der Ehe entsprangen, und nichts mit dem Lüstling in Formans Film zu tun hat. Das beeindruckende Werkverzeichnis listet dramatische Musik, Instrumentalmusik, weltliche und geistliche Chormusik sowie Werke für Gesang mit und ohne Begleitung auf. Die besondere Wertschätzung, die Salieri Komponistenkollegen wie Gluck, Haydn und eben auch Mozart entgegenbrachte, wird eindeutig belegt. Außerdem professionalisierte er die Sängerausbildung. Seine wegweisende Gesangsschule „Scuola di Canto“ befindet sich im Archiv des Wiener Vereins der Musikfreunde – und harrt ihrer Veröffentlichung!

Antonio Salieri – Die unsichtbare Präsenz
Matthias Kadar
Ries & Erler Musikverlag, 172 Seiten
30 Euro






