Rezension Pierre Hantaï – Händel: Cembalosuiten
Natürliche Phrasierung
Pierre Hantaï weiß genau, wie er mit Händels Musik umzugehen hat, wo sie Luft zum Atmen braucht und wo die innigen Momente funktionieren.
Man kann ihm kein X für ein U machen. Der französische Cembalist Pierre Hantaï weiß genau, wie er mit dieser Musik umzugehen hat, wo sie Luft zum Atmen braucht, wo sie frisch perlen darf und wo die innigen Momente funktionieren, sofern eine genaue Kenntnis des Instruments zugrunde liegt. Hantaï hat vier Cembalo-Suiten Georg Friedrich Händels aufgenommen, ergänzt um eine Fuge. Diese Aufnahme verrät, ohne spektakulär zu sein oder sein zu wollen, wie natürlich Hantaï am Cembalo zu phrasieren versteht. Damit einher gehen ausgewogene Tempi und subtil ausgewählte Verzierungen, die völlig uneitel in Wiederholungsabschnitten zur Geltung kommen. Das Besondere hier: Pierre Hantaï kehrt den Dirigenten in sich heraus und führt die einzelnen Stimmen zusammen wie Kammermusik für zehn Finger. So bleiben Verläufe sehr gut erkennbar und fügen sich in der Summe zu einer äußerst ausgewogenen Einspielung.
© Philippe Matsas
Pierre Hantaï
Händel
Cembalosuiten Nr. 1-4 HWV 426-429
Fuge c-Moll HWV 610
Pierre Hantaï (Cembalo)
Mirare
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