Es gab tatsächlich unproduktivere Epochen für zeitgenössische Komponisten als gerade in der späten Phase der DDR: Die Förderung von Kunst und Kultur war dem kleinen Land sehr wichtig. Biennalen und Festivals aller möglichen Sparten waren ebenso wie die teils auf fragwürdige Weise zustande gekommenen sportlichen Erfolge ein Aushängeschild auf der internationalen Bühne. Doch nach der Wende war diese Förderung schlagartig vorbei, standen DDR-Komponisten unter dem Generalverdacht der Staatskunst, der wie alle Pauschalurteile vollkommen in die Irre ging und sich doch in den Köpfen festfraß.
Dennoch ist in den letzten Jahren das Interesse für das vielfältige Schaffen der DDR-Komponisten wieder erwacht. In Halle folgt so die Kammerakademie des Staatsorchesters in ihrem ersten Akademiekonzert einer „Klangspur Ost“ und spielt unter anderem Werke von Hanns Eisler, Gerd Natschinski und Kurt Schwaen – allesamt Größen ihrer Zeit, die denselben Ruhm auch heute vollkommen verdient hätten.