Wie klang das Klavierspiel Frédéric Chopins – kantabel und dem Belcanto verpflichtet oder rhythmisch brillant und im Ausdruck eher zurückgenommen? Mit dem Gesprächskonzert „Chopins vergessene Kantilene“ gehen Pianist Hardy Rittner und WDR3-Moderator Daniel Finkernagel dieser Grundfrage nach und bieten einen tiefgründigen Einblick in Chopins vielschichtige Spielweise. Zwar lobten Zeitgenossen seine pianistische Technik über alle Maßen als gesanglich, doch Berichte seiner Schüler legen nahe, dieses Urteil zu hinterfragen oder zumindest zu nuancieren. Rittner hat durch Beschäftigung mit historischen Quellen zu einem besonders gesanglichen Chopin-Spiel gefunden. Der Pianist veröffentlichte seine Erkenntnisse, ursprünglich als Beitrag zur Aufführungspraxis einer neuen Chopin-Ausgabe gedacht, in einer eigenständigen Monografie.
Im Rahmen des Gesprächskonzerts im Stuttgarter Haus der Musik erklingen Werke, die von hoher Kantabilität geprägt sind und Rittners Erkenntnisse besonders anschaulich zeigen, darunter die Ballade Nr. 4 f-Moll op. 52, die Barcarolle op. 60 sowie ausgewählte Nocturnes und Mazurkas.