Mehr ist eben manchmal einfach mehr. Das dachten sich die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker wohl, als sie vor fünfzig Jahren den glorreichen Einfall hatten, ein eigenes Ensemble zu gründen. Obwohl: Einen Anstoß von außen gab es auch. Im Jahr 1920 komponiert der Cellovirtuose Julius Klengel zum 65. Geburtstag des Dirigenten Arthur Nikisch einen kurios besetzten Hymnus für zwölf Celli. Als das Stück 1972 in Salzburg aufgenommen werden soll, fragt man bei den Berliner Philharmonikern an, die ohnehin für die Osterfestspiele gebucht sind. Die Aufführung von Klengels Hymnus stößt auf so großen Zuspruch, dass man auf Initiative des Cellisten Rudolf Weinsheimer entscheidet, weiterhin in dieser Konstellation aufzutreten.
Und auch der Zufall gibt seinen Segen: Als Weinsheimer kurze Zeit später bei strömendem Regen in Dahlem eine Tramperin in sein Auto einsteigen lässt, ist es die 15-jährige Tochter des Komponisten Boris Blacher, die ihren Vater prompt überredet, zum Dank ein Werk zu schreiben – für zwölf Cellisten! Bald kann man in einem ersten abendfüllenden Programm eine illustre Mischung aus neu komponierten und neu arrangierten Werken präsentieren. In den folgenden Jahrzehnten schöpfen die Musiker die Klangmöglichkeiten ihrer Instrumente mit wachsender Experimentierfreude aus, bis sie zur Jahrtausendwende den Tango für sich entdecken und in Folge auch den stilistischen Crossover zwischen Klassik, Jazz, Gospel und Chanson pflegen.