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Nominiert zum „Publikum des Jahres 2023“: Theater Lüneburg

Glanz im Schatten der Metropole

Das Publikum des Theater Lüneburg ließ sich beim Online-Voting nicht von der Pole-Position vertreiben.

vonSusanne Bánhidai,

Es hat viel mitgemacht in den letzten Monaten, das Publikum des Theater Lüneburg, denn es stehen große Sparmaßnahmen für das Dreispartenhaus im Raum. Schauspielensemble, Orchester und Ballettensemble kosten zu viel, wurde entschieden. Dass es sich für die Stadtgesellschaft aber auch auszahlt, finden sowohl die Besucherinnen und Besucher als auch die Theatermacher. So eine Kulturinstitution ist kein Musentempel zur Entspannung, sondern zur gemeinsamen Erbauung, stärkt das Miteinander und die Reflektionsmöglichkeiten für Krisen, findet Intendant Hajo Fouquet: „Wir spielen Theater! Aber nicht, um der Gegenwart zu entfliehen, sondern um ihr entgegenzugehen.“ 

Diesen Anspruch lebt das Theater nicht erst seit gestern, aber noch nicht ganz so lange, denn innerhalb der traditionsreichen Theaterlandschaft in Deutschland ist es noch jung. Erst 1946 wurde es für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt und der Region im Schatten der Metropole Hamburg gegründet. Zunächst wurde in wechselnden Spielstätten veranstaltet, bevor 1961 ein ehemaliges Kino der britischen Besatzungstruppen zum Theater umgebaut wurde. Verteilt auf drei Spielstätten bietet es rund 800 Theaterhungrigen Platz für kulturellen Genuss, Unterhaltung und intellektuelle Auseinandersetzung. Die Lüneburger dürfen aus Sprechtheater, Oper, Operette, Musical, Revue, und Tanz wählen. Das Hausorchester, die Lüneburger Symphoniker, kreieren jede Spielzeit eine eigene Reihe für Sinfonie-,  Kammer- und Familienkonzerte. 

Theater ohne Musik?

Und genau diese Facette des Theaters steht auf dem Spiel. Die Sparmaßnahmen sehen eine Reduktion des Orchesters vor, sogar von der Auflösung der gesamten Musiktheatersparte ist die Rede. Ein Theater ohne Musik kann sich aber niemand vorstellen, denn sie fungiert als Bindeglied zwischen den Sparten und bringt nicht nur viele Akteure auf der Bühne zusammen, sondern zieht auch die Massen in den Zuschauerraum. Friedrich von Mansberg, Chefdramaturg und ab kommender Spielzeit neuer Intendant am Lüneburger Theater, betont den Publikumserfolg besonders dieser spartenübergreifenden Produktionen: „Daraus lässt sich ablesen, welche Attraktivität das Haus verliert, wenn das nicht mehr möglich ist.

Auf einen Höhepunkt dieser Art freut sich das Publikum im März, wenn das Projekt „Tyll“ nach dem Roman von Daniel Kehlmann mit Musik und Tanz auf die Bühne kommt. Der amtierende GMD Thomas Dorsch komponierte eigens für dieses vielschichtige Historiendrama, das zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs spielt. 

Für den Erhalt solcher Events hat die Bevölkerung zusammen mit dem Theater bereits viel Aktivität gezeigt – genauso wie beim Online-Voting für den Titel „Das Publikum des Jahres 2023“. Um in der Bewerbung auch in den Kategorien Struktur, Begeisterung und Treue zu punkten und sich den verdienten Titel zu holen, vor allem aber, um die kulturellen Strukturen in ihrer Stadt zu erhalten, ist weiterhin viel Engagement aus Lüneburg zu erwarten. 

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