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Publikum des Jahres 2017: Theater & Philharmonie Thüringen

Gemeinsam für den Kulturerhalt

Jeden Mittwoch stellt Ihnen die concerti-Redaktion einen Nominierten des Wettbewerbs Publikum des Jahres genauer vor. Heute: Theater & Philharmonie Thüringen

vonNicole Korzonnek,

Auf der Shortlist zum Publikum des Jahres nimmt das Theater & Philharmonie Thüringen eine kleine Sonderstellung ein. Schließlich ist es das einzige Mehrspartenhaus, das nominiert wurde. Verdient hat es das Haus, das erst kürzlich mit dem Theaterpreis des Bundes ausgezeichnet wurde, allemal, denn es hat es nicht immer einfach gehabt.

1995 fusionierte das Landestheater Altenburg mit den Bühnen der Stadt Gera zu dem bis heute bestehenden Theater & Philharmonie Thüringen. Hinzu kommen Subventionskürzungen, die oft den Erhalt des Hauses gefährden. Und genau hier kommt dann das Publikum ins Spiel. „Unermüdlich kämpft unser Publikum seit Jahren für den Erhalt des immer wieder in seiner Existenz gefährdeten 5-Sparten-Theaters und zögert nicht, dafür auch auf der Straße zu demonstrieren und sich mit Briefen an die politisch Verantwortlichen zu wenden und sich mit Lichterketten, Diskussionsveranstaltungen und anderen Aktionen zu engagieren“, schwärmt Kay Kuntze, der seines Zeichens Generalintendant, künstlerischer Geschäftsführer und Operndirektor in Personalunion ist.

Wenn das Publikum für „sein“ Haus kämpft

Wie sehr das Publikum zu seinem Theater hält, zeigte sich auch, als das rechtspopulistische „Bürgerforum Altenburg“ zum Boykott des Theaters aufrief. Die Aktion lief dank des Publikums ins Leere, das keinen Keil zwischen sich und dem Theater zuließ.

Dass sich Zuschauer derart engagieren und auch noch fleißige Theatergänger sind, ist in Altenburg und Gera nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit, denn die Region ist finanziell schwach aufgestellt. „Deshalb ist jede Entscheidung, Geld für Theater auszugeben, umso höher zu bewerten. Altenburger wie Geraer und Menschen aus dem Umland identifizieren sich generationenübergreifend mit ihrem Theater und Orchester“, betont Kuntze. Gleich drei Theatervereine unterstützen zudem die Arbeit „ihres“ Hauses.

Und selbst vor dem Schritt auf die Bühne schrecken die Zuschauer nicht zurück: Seit den Prinzenraubfestspielen gibt es in Altenburg die Mitspielerakademie, eine feste Größe für Volksszenen im Schauspiel – jüngst erst dabei in einem Stück über Altenburger Geschichte während eines Gastspiels in Tel Aviv.

Perspektivenwechsel beim Tag der offenen Tür im Landestheater Altenburg: Das Publikum besichtigt die Bühne und blickt in den Zuschauerraum
Perspektivwechsel auch beim Tag der offenen Tür im Landestheater Altenburg: Das Publikum besichtigt die Bühne und blickt in den Zuschauerraum © Sabina Sabovic

Theater & Philharmonie Thüringen: Einheit trotz geografischer Teilung

Kay Kuntze
Kay Kuntze © Stephan Walzl

Auch dass das Theater geografisch zweigeteilt ist, ist für das Publikum kein Problem, wobei Kay Kuntze manchmal dann doch einen heimlichen Wettbewerb wahrnimmt, der durch die Medien noch befördert wird: „Bewusst sind die Besucher sich dessen wahrscheinlich kaum. Aber Meldungen der Medien, dass eine Vorstellung in der einen Stadt ausverkauft ist und in der anderen nicht, zeigen Wirkung! Dann geht der Verkauf auch in der anderen Stadt voran.“

Das bedeute aber nicht, dass das Publikum einer Stadt schlussfolgert: wenn es den Geraern nicht gefallen hat, wird das bei uns auch so sein und umgekehrt. Das Gegenteil kann der Fall sein. Laut Kuntze ist das Publikum in dieser Hinsicht unberechenbar – „und das ist auch gut so“, betont er.

Dass das Theater & Philharmonie Thüringen nun auf der Shortlist fürs Publikum des Jahres ist, zeugt Kuntzes Meinung nach von einer guten Vernetzung in die Städte und die Region hinein. Zudem ist er fest davon überzeugt, dass das Theater ohne sein Publikum niemals den Theaterpreis des Bundes 2017 erhalten hätte. Dafür will sich das Haus nun erkenntlich zeigen: „Der Platz auf der Shortlist ist ein Dankeschön ans Publikum!“

Theater & Philharmonie Thüringen – der Image-Film:

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