Startseite » Festivals » Eine Fantasie für Weill

Festivalguide

Eine Fantasie für Weill

Das 22. Kurt Weill Fest widmet sich den Werken für Medien und Bühne

vonKlemens Hippel,

Für uns sind Medien wie Rundfunk, Film und Fernsehen so selbstverständlich geworden, dass wir die Umwälzungen, die ihr Aufkommen zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts verursachte, leicht vergessen. Mit seinem Medien-Schwerpunkt will das Kurt-Weill-Festival Dessau 2014 daran erinnern. Im Zentrum stehen dabei die Radioarbeiten Weills, insbesondere Der Lindberghflug, den er mit Bertolt Brecht und Paul Hindemith begann und ohne die Mitarbeit Hindemiths beendete sowie das Berliner Requiem, das er 1928 ebenfalls gemeinsam mit Brecht als „Radio-Kantate“ konzipierte. Für letzteres ist das Ensemble der Berliner Komischen Oper zu Gast in Dessau.

Ganz im Zeichen des Radios stehen auch ein Projekt zum Mitmachen und diverse Programme mit Songs von Weill und Kollegen seiner Zeit. Der Film-Schwerpunkt verzichtet dagegen auf die vier Film-Scores Weills aus den dreißiger und vierziger Jahren und spannt seine Aufmerksamkeit von der Revolution des Tonfilms in den 20ern bis zur Partitur Max Steiners zu Vom Winde verweht.

Filmmusik und Broadway-Flair

Der Artist in Residence muss in dieser Saison nicht reisen: Weill-Spezialist James Holmes verbindet gemeinsam mit seiner Anhaltischen Philharmonie beim Eröffnungskonzert Weills Der Lindberghflug, Hindemith und Edmund Meisel, dessen Musik zum legendären Film Berlin – Die Sinfonie der Großstadt zu hören ist. Weills Schaffen für den Broadway wird von der Operette The Firebrand of Florence repräsentiert, die er 1944 mit Ira Gershwin in New York herausbrachte. Hier präsentiert sie Andreas Schüller gemeinsam mit der Staatsoperette Dresden.

Weills Leben in allen Facetten

Die Oper des Festivals ist diesmal ein berühmtes Weill-Vorbild: The Beggars Opera, die im 18. Jahrhundert das Ende der italienischen Oper in England brachte und im 20. Jahrhundert von Weill zu seiner Dreigroschenoper umgearbeitet wurde. Wie die junge Schallplattenindustrie mit diesem und anderen Werken Weills umging, zeigt das Programm „Dreigroschenoper mit Violine und Klavier“: ein amüsanter Rundblick über die Schellackplattenzeit. Der Person Weill widmen sich mehrere Veranstaltungen, die den Einflüssen nachgehen, die die jüdische Kultur auf den Kantorensohn hatte, ein eigener Abend gilt Weills Weg- und Lebensgefährtin Lotte Lenya, der Monica Arno ihre Stimme leiht. Und sogar mit einer Uraufführung kann das Fest aufwarten: Geiger Daniel Hope hat nach Themen Weills eine Fantasie für Violine und Orchester komponiert, die er in Dessau vorstellt.

 

Die Festivaldaten im Überblick:

Zeitraum: 21.2. – 9.3.2014

Ort: Dessau

Künstler: Antony Hermus, Ensemble Modern, Daniel Hope, Yutaka Sado, MDR Sinfonieorchester, Ute Gfrerer u.a.

Auch interessant

Rezensionen

Festivalfenster

Ausblick auf die spannendsten Festivals

  • Asya Fateyeva steht mit Hingabe für die Vielseitigkeit ihres Instruments ein.
    Interview Asya Fateyeva

    „Es darf hässlich, es darf provokant sein“

    Asya Fateyeva, Porträtkünstlerin beim Schleswig-Holstein Musik Festival, spricht über den Reiz und die Herausforderungen des für die Klassik so ungewöhnlichen Saxofons.

Newsletter

Jeden Donnerstag in Ihrem Postfach: frische Klassik!