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Interview: Anastasia Kobekina im #InstaView zur Story hinter dem Bild

„Ich bin innerlich Hund, aber mein Leben sieht oft nach Katze aus“

Die Story hinter dem Bild: Im InstaView stellt sich Cellistin Anastasia Kobekina einer geheimen Auswahl ihrer eigenen Instagram-Postings – und bekommt Gelegenheit zum Kommentar.

vonAndré Sperber,

Anastasia Kobekina gehört zu den aufregendsten Cellistinnen ihrer Generation. 1994 im russischen Jekaterinburg geboren, steht sie heute auf den großen Bühnen der Welt und wurde unter anderem beim Tschaikowsky-Wettbewerb ausgezeichnet. Im InstaView erzählt sie von besonderen Konzertmomenten, ihrer großen Liebe zu Tieren, und davon, wie es ist, auch mal ohne Cello unterwegs zu sein.

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Mein erster Besuch in Venedig. Wir waren für drei Tage über meinen Geburtstag dort und ich war sofort verliebt in diese Stadt. Es war wie ein Traum. Ich reise eigentlich sehr gern. Bei Konzertreisen versuche ich manchmal ein paar Tage hinten dranzuhängen, aber das ist nicht immer möglich und mit Cello unterwegs zu sein ist außerdem sehr aufwendig: Es ist groß, empfindlich, schwer und man muss die ganze Zeit drauf aufpassen. Manchmal wünsche ich mir, ich könnte öfter einfach nur als Mensch durch die Welt reisen, nicht immer als Cellistin.

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Das war in Tokio. Dort gibt es Hunde-Cafés, wo man einfach Zeit mit Tieren verbringen und ein bisschen zur Ruhe kommen kann. Man bekommt so kleine Hundekekse und solange man die hat, stürzen die sich natürlich auf einen. Ich liebe Hunde. Es ist mein Traum, irgendwann einen eigenen zu haben. Im Moment ist mein Leben dafür aber zu unruhig. Das würde keinen Hund glücklich machen. Früher hatten wir eine Siamkatze. Die hat mich immer gejagt, ich war ständig zerkratzt. Ich glaube, Menschen sind vom Typ her entweder Hund oder Katze. Ich bin innerlich definitiv eher Hund, aber mein Leben sieht oft eher nach Katze aus: unabhängig, allein unterwegs. Eine interessante Mischung.

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Das ist mein Vater auf dem Foto. Damals gab es noch keine Computerprogramme zum Notenschreiben – er hat stundenlang alles von Hand komponiert. Meine Mutter hat ihm sogar Handmanschetten aus Wolle gestrickt, weil er so viel geschrieben hat. Ich selbst habe mit drei angefangen Klavier zu spielen und mit vier dann Cello. Am Anfang habe ich nicht viel geübt, das Instrument war eher ein Spielzeug. Musik war bei uns immer präsent – wie selbstverständlich. Ich dachte lange, alle Menschen machen Musik. Dass das auch ein Beruf sein könnte, war mir gar nicht klar.

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Packen ist mittlerweile wirklich Routine für mich. Ich reise fast immer nur mit Handgepäck. Gerade im Sommer geht das gut, im Winter wird’s schwieriger. Ich teste regelmäßig die Grenzen meines Koffers, stopfe bis zum Letzten. Großes Gepäck kommt für mich kaum infrage. Das Cellospielen belastet die Hände und Arme ohnehin, da kann ich nicht noch einen schweren Koffer stemmen. Trotzdem sehe ich auf Reisen manchmal aus wie ein Lasttier. Die Leute gucken mich dann oft mitleidig an. Hier wartete übrigens schon das Taxi zum Flughafen in Berlin, daher die Hektik.

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Ich hatte mir lange gewünscht, einmal inmitten der Natur zu spielen und dann hatte ich bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern endlich die Gelegenheit. Es war eine der schönsten Erfahrungen überhaupt. Die Musik wurde begleitet von Vogelstimmen, Windgeräuschen, Blättern. Und gleichzeitig war da dieser Gedanke: Mein Instrument ist 300 Jahre alt, aber das Holz, aus dem es gebaut wurde, stammt von einem Baum, der noch viel älter war. Die Vorstellung, dass dieser Baum durch viele Hände und Jahrhunderte hindurch zu Klang geworden ist – und dass ich ihn heute zum Sprechen bringe, mitten zwischen anderen Bäumen – das hat mich sehr bewegt.

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Pēteris Vasks. Ich spiele seine Musik seit vielen Jahren, bewundere sie zutiefst, sie hat für mich etwas Spirituelles, fast Sphärisches. Als ich dann erfuhr, dass er persönlich zum Konzert mit dem Münchener Kammerorchester kommen würde, war ich tief berührt. Plötzlich stand ich da, spielte seine Musik – und er saß im Raum. Das war überwältigend. Er versprüht eine besondere Energie: offen, liebevoll, warm. In seiner Gegenwart spürt man das gleiche Licht, das auch in seiner Musik leuchtet. Natürlich war ich auch nervös – man will dem Werk gerecht werden, besonders wenn der Komponist zuhört. 

Album-Tipp:

Album Cover für Bach

Bach

J. S. Bach: Cellosuiten BWV 1007–1012 Anastasia Kobekina (Cello) Sony Erhältlich ab: 26.9.2025

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2023 gab sie ihr Beethovenfest-Debüt mit dem Tonhalle-Orchester Zürich, dieses Jahr kehrt sie als Residenzkünstlerin zurück: Anastasia Kobekina zeigt in drei Konzerten von Solo bis Orchesterbesetzung ihr Können als ultra-versierte und gleichzeitig ultra-sympathische Cellistin. Zu diesem Anlass stellt sie ihre Pläne für das Beethovenfest 2025 in einem kurzen Video vor.

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