Startseite » Nachrichten » Wird die Musik doch verspielt?

Initiative „Forum Musik Festivals“ zieht Bilanz

Wird die Musik doch verspielt?

Ein halbes Jahr nachdem das Positionspapier zur Rettung der deutschen Festivalkultur veröffentlicht wurde, zieht das Forum Musik Festivals nun die ernüchternde Bilanz.

vonAndré Sperber,

Bereits im März 2020, kurz nach Ausbruch der Corona-Pandemie, haben sich vierzig Musikfestivalveranstalter aus ganz Deutschland zum Forum Musik Festivals (FMF) zusammengetan, um sich für die Rettung der Festivalkultur in Krisenzeiten einzusetzen. Unter dem Hashtag #verspieltnichtdiemusik haben die Betroffenen ihre Position und ihre Forderungen in einem offenen Schreiben an die Bundesregierung deutlich gemacht. Nun, nach einem halben Jahr, ziehen sie Bilanz – das Ergebnis ist ernüchternd.

Mittlerweile sind es über hundert Veranstalter, die die Initiative FMF unterstützen. Sie alle stellen gemeinsam konkrete Forderungen an die Regierung. Gleichbehandlung von Kultur mit Sport, Religionsgemeinschaften und Wirtschaft, Einheitlichkeit der Regeln, klare Kommunikation, Planungssicherheit für die nahe Zukunft sowie finanzielle Hilfen, vor allem für die betroffenen Künstler, stehen dabei im Zentrum.

Keine einheitlichen Lösungen

In dem halben Jahr seit Beginn der Krise ist sehr viel passiert, auf die Situation der kulturellen Festivalszene hat dies jedoch kaum Auswirkung: „Während in Zügen, Flugzeugen und Biergärten längst wieder Volllast gefahren wird und Kontaktsportarten erlaubt sind, dürfen je nach Bundesland Kulturveranstaltungen nur 10 bis 50 % ihrer Plätze füllen, für musikalische Ensembles gelten zum Teil groteske Sicherheitsabstände“, heißt es in dem Positionspapier zur Halbjahresbilanz des FMF.

Ähnliches gilt auch für die Forderung nach bundesweit einheitlichen Lösungen sowie nach einer klaren Sprache in den Verfügungen: „Noch immer rätseln Festivals landauf, landab über schwammige Formulierungen, die von Gesundheitsamt zu Gesundheitsamt unterschiedlich ausgelegt werden.“

„Der befürchtete Schaden ist längst da.“

An unterstützenden Programmen wie „Neustart“, „Kultur.Gemeinschaften“ oder „Dive In“ wird kritisiert, dass sie sich vorwiegend auf künftige Jahrgänge konzentrierten: „Der befürchtete Schaden ist längst da – das volle Ausmaß wird wohl erst im kommenden Jahr sichtbar.“ Bisher sind es vor allem die Festivals selbst, die sich mit ihrem ausdauernden Engagement durch die Krise kämpfen – den sie auf Dauer jedoch nicht allein gewinnen können.

„Erfolgreich durchgeführte Festivals beweisen, dass wir als Veranstaltungs-Profis unser Metier beherrschen“, heißt es im Fazit des FMF-Schreibens. „Allerdings beweisen sie auch, dass Mehrkosten für Hygiene- und Sicherheitskonzepte entstehen sowie drastische Mindereinnahmen durch die Reduzierung der Sitzplätze. Eine Reduzierung des Programms auf Kosten der Künstler*innen oder eine Erhöhung der Mittel sind die einzigen Optionen.“

Auch interessant

Rezensionen

  • Asya Fateyeva steht mit Hingabe für die Vielseitigkeit ihres Instruments ein.
    Interview Asya Fateyeva

    „Es darf hässlich, es darf provokant sein“

    Asya Fateyeva, Porträtkünstlerin beim Schleswig-Holstein Musik Festival, spricht über den Reiz und die Herausforderungen des für die Klassik so ungewöhnlichen Saxofons.

Newsletter

Jeden Donnerstag in Ihrem Postfach: frische Klassik!