Premiere: „Die Trojaner“ in Kiel

Von prächtigen Chören wie auf Händen getragen

Hector Berlioz’ „Trojaner“ gehen in Kiel vor Anker – mit vielen Solisten an Deck.

© Olaf Struck

Lockt Äneas nach Karthago: Seherin Kassandra (Tatia Jibladze)

Lockt Äneas nach Karthago: Seherin Kassandra (Tatia Jibladze)

Unweit des historischen Trojas liegen heute die Städte in Schutt und Asche und die Menschen flüchten über das Mittelmeer – wie der antike Held Äneas. Er überlebte den Angriff der Griechen und irrte mit seinem besiegten trojanischen Volk über das Wasser, bis er zuletzt in Italien an Land ging, wo seine Nachfahren die Stadt Rom gründeten. Ein Stoff, der den Rahmen eines Opernabends sprengt, möchte man meinen. So legte auch Hector Berlioz eigentlich zwei Opern vor, als er in seinem letzten Lebensjahrzent „Die Trojaner“ fertigstellte und deren beide Teile mit „Die Einnahme von Troja“ und „Die Trojaner in Karthago“ überschrieb. Frustriert musste der Komponist mit ansehen, wie nur drei der insgesamt fünf Akte seines Opus summum aufgeführt und dann Abend für Abend gekürzt wurden. Das Pariser Publikum brachte wenig Geduld auf für eine Produktion, die mit unzureichenden Mitteln an einem zu kleinen Theater realisiert wurde.

Auch für große Opernhäuser eine Herausforderung: „Die Trojaner“

Selbst für große Häuser ist es heute noch enorm aufwändig, das vierstündige Werk mit seinen zwanzig Solisten auf die Bühne zu hieven. Mit der Neuinszenie­rung an der Oper Kiel geben die Dortmunder Regisseurin Alexandra Liedtke und der ­koreanische Tenor Jin-Min Park ihr Hausdebüt. In der Titel­partie des Äneas folgt der Sänger dem Ruf der Seherin Kassandra nach Karthago, wo er sich in die Königin Dido verliebt. In den beiden tragenden Frauenrollen sind die Mezzosopranistinnen Tatia Jibladze und Agnieszka Hauzer gefordert, während auch die prächtigen Chornummern den Reiz dieser Grand opéra ausmachen.

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