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Porträt Badenweiler Musiktage

Aus Liebe zur Musik

Hotelier Klaus Lauer ist das Herz der Badenweiler Musiktage. Bereits seit 1973 veranstaltete er im elterlichen Grandhotel Römerbad regelmäßig Musiktage, alles ganz auf eigenes finanzielles Risiko mit Schwerpunkt auf Neuer Musik

vonJulia Hellmig,

Die Badenweiler Musiktage stehen und fallen mit Klaus Lauer. Als Geschäftsführer des elterlichen Grandhotels Römerbad veranstaltete er in dessen altehrwürdigen Hallen bereits ab 1973 regelmäßig Musiktage. Schwerpunkt: Neue Musik. Alles ganz auf eigenes finanzielles Risiko ohne Sponsoren. Zahlreiche Komponisten wie Wolfgang Rihm, Elliott Carter oder Jörg Widmann kamen in den beschaulichen 4000-Seelen-Ort Badenweiler. Nicht zu vergessen Pierre Boulez, dem Klaus Lauer letztendlich wohl seine Liebe zur Neuen Musik verdankt. Sie alle fanden hier eine Stätte der Inspiration und des Austauschs in familiärer Atmosphäre. Bis 2007 – da fasste Klaus Lauer den Entschluss mit den Römerbad Musiktagen aufzuhören. Diese Entscheidung wollte aber niemand so recht akzeptieren, und so kam es 2014 schließlich zur Wiederaufnahme unter dem Namen „Badenweiler Musiktage“.

Freundschaft mit Boulez

Doch woher stammt Klaus Lauers Liebe zur Musik? Letztendlich wohl durch viele Zufälle und geschickte Kontakte. Mit neun Jahren kam er in ein musisches Internat: „Vor den Sommerferien gab es immer eine Elternvorführung, wie die „Carmina Burana“, bei der alle Schüler mit eingebunden waren – bis auf zwei, die völlig unmusikalisch waren – und einer davon war ich“, erinnert sich der Hotelier und lacht herzlich. Abgeschreckt hat ihn diese Erfahrung aber nicht. Als er 1966 von Stammgästen seines Hotels Premieren-Karten für den „Parsifal“ in Bayreuth bekam, begann dort auch eine Freundschaft mit Dirigent Pierre Boulez. Er führte ihn zur Modernen und Neuen Musik.

Klaus Lauer
Klaus Lauer © privat

1973 begann Klaus Lauer damit, Komponisten zu sich ins Hotel nach Badenweiler einzuladen. Und es sind viele gekommen: Angefangen bei Boulez, Elliott Carter, George Benjamin bis hin zu Wolfgang Rihm, von dem allein zwölf Uraufführungen gespielt wurden. Heute stehen Uraufführungen bei den Badenweiler Musiktagen nur noch unregelmäßig auf dem Spielplan. „Für mich ist es wichtiger Stücke zu spielen, also ins Repertoire zu bringen. Damit gelangen die Werke nach und nach in die Köpfe des Publikums und bleiben dort auch. Jeder, der einmal Feuer gefangen hat, hilft der Musik“, erklärt Klaus Lauer. Die nächste Uraufführung ist aber schon für den 28. April 2017 geplant.

Gegenseitiger Austausch und familiäre Atmosphäre

Vieles, was sich aus der Zeit der Römerbadtage entwickelt hat, findet sich auch weiterhin bei den Badenweiler Musiktagen. Vor allem der gegenseitige Austausch und die familiäre Atmosphäre sind erhalten geblieben. Und das ist in Badenweiler möglich. Nach dem Konzert sind alle Besucher zu einem Glas Wein eingeladen und können ungezwungen miteinander plaudern – auch mit den Musikern.

Ebenso stammt der tägliche Konzertbeginn um 18 Uhr noch aus alten Tagen; im Römerbad haben die Konzerte sogar schon um halb sechs begonnen, aus dem einfachen Grund, „weil ich nicht so gern vor einem Konzert esse – da werde ich bloß müde“, sagt Klaus Lauer schmunzelnd. Ein Kritiker aus der Anfangszeit habe das sogar als unsozial kritisiert, ein Konzert dermaßen früh beginnen zu lassen. Aber das habe der Hotelier schlicht auch mit Blick auf seine Gäste getan. „Am frühen Abend ist man noch frisch und kann sich danach beim Essen über den Abend unterhalten.

Intensive und konzentrierte Höreindrücke

Die Einführungen werden traditionellerweise von Rainer Peters durchgeführt, langjähriger Redakteur beim SWR – zuweilen kommen seine Vorträge sogar zu gut an. Es sei schon vorgekommen, dass manch einer nur in die kostenlose Einführung gegangen sei, aber nicht ins Konzert – wobei sich die meisten schließlich doch an der Abendkasse eingefunden hätten.

Zwei Mal pro Jahr finden die Musiktage nun statt, jeweils unter einem anderen Motto. Durch das Motto ist Klaus Lauer gezwungen nach Zusammenhängen zu suchen – was wiederum das Publikum schätzt. Und warum gleich zwei Mal im Jahr? „Weil einmal einfach zu wenig ist“, antwortet Klaus Lauer sofort. „Viele Stammgäste aus dem Hotel kommen jetzt weiterhin zu den Badenweiler Musiktagen. Es ist für viele, besonders für ältere Besucher, ein fester Termin im Kalender um Freunde zu treffen.“ Schöner Nebeneffekt: Mit den Jahreszeiten scheint sich auch der Charakter der Musiktage zu ändern. Im Frühling leidenschaftlich, im Herbst feierlich. Der intensive und konzentrierte Höreindruck aber bleibt das ganze Jahr.

Die Festivaldaten im Überblick:

Badenweiler Musiktage
Zeitraum: 28.4. – 1.5.2017
Künstler: Jean-Guihen Queyras, Pierre-Laurent Aimard, Isabelle Faust, Alexander Melnikov, Belcea Quartet u. a.
Ort: Badenweiler

Am 26. März bekommt Klaus Lauer den Musikpreis des Heidelberger Frühlings überreicht. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert und wird jährlich im Wechsel an einen Kulturschaffenden oder einen Kulturjournalisten vergeben, der sich substanziell und nachhaltig für die Vermittlung von klassischer Musik einsetzen. Der in seiner Form einzigartige Preis wird vom Baustoffhersteller HeidelbergCement gestiftet, dem Gründungspartner des Heidelberger Frühling, der dem Festival seit 1997 als Hauptförderer verbunden ist.

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