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Porträt Orchesterakademie des SHMF

Trainingslager für Spitzenmusiker

In der Orchesterakademie des Schleswig-Holstein Musik Festivals lebt Leonard Bernsteins Credo fort: „Let us make music as friends“

vonPeter Krause,

Sie ist das Vermächtnis Leonard Bernsteins. Drei Sommer blieb er ihr treu, bis sein Tod eine wunderbare schöpferische Beziehung beendete. Seine Euphorie und sein pädagogischer Eros sind indes bis heute Quelle der Inspiration. Und längst ist die Orchesterakademie viel mehr als eine pädagogische Zugabe des Schleswig-Holstein Musik Festivals: In ihr schlägt das Herz dieser „gigantischen musikalischen Bürgerinitiative“, wie Richard von Weizsäcker das Festival einst genannt hat. 1987 ins Leben gerufen, ist die Akademie bis heute einzigartig als musikalisches Trainingslager für den Spitzennachwuchs der Orchestermusiker. Fernab der Metropolen erschlossen Justus Frantz und Christoph Eschenbach ihr im Schloss Salzau, östlich von Kiel, ein Refugium, in dem über 120 der besten jungen Musiker aus rund 30 Nationen über sechs Wochen wohnen, leben, arbeiten und sich kennenlernen. In diesem Jahr trifft man sich erstmals im Nordkolleg Rendsburg.

Zu den Dozenten gehören Rolf Beck, Peter Ruzicka, Paul McCreesh, Leopold Hager, Lawrence Foster und Christoph Eschenbach, der das Festivalorchester als Principal Conductor entscheidend prägt und durch den Kontakt mit dem Nachwuchs selbst immer wieder enorm inspiriert wird. Der Dirigent sagt: „Beflügelnd an der Arbeit mit dem Schleswig-Holstein Festival Orchester ist diese unglaubliche Spontaneität, die von jedem der jungen Musiker ausgeht und die sich mit meiner Spontaneität so ideal mischt. Ich will Spontaneität in den Konzerten, und das klappt mit dem Orchester hundertprozentig. Das macht einfach Spaß.“

Die Nachwuchsmusiker selbst schätzen die Bedeutung ihrer Teilnahme für ihr Musikerleben als enorm hoch ein. Der chilenische Kontrabassist Pablo Guinez beschreibt seine Erfahrungen so: „Diese Wochen in der Orchesterakademie waren eine Offenbarung für meine Karriere: Dort spricht man darüber, wie man wirklich Musik macht – mit ganzem Herzen und ganzer Seele – und über alle Voraussetzungen, die es braucht, damit es perfekt funktioniert, und dies alles in einer Umgebung voller Frieden und Natur. Ich kehrte nach Chile zurück voller Energie und Ideen und mehr denn je überzeugt, dass Musik das wichtigste ist, was ich habe: mein Beruf, mein Leben. Ohne zu übertreiben kann ich sagen, dass das Schleswig-Holstein Musik Festival eines der bedeutendsten und prägendsten Erlebnisse meines Lebens war.“ Übrigens nicht nur für sein Künstlerleben: Hier lernte Pablo Guinez seine spätere Frau kennen, eine brasilianische Bratscherin.

Auch der Geiger Jeremias Sergiani Velásquez hebt die besondere Begegnung mit Gleichgesinnten hervor: „Zusammen zu sein mit Menschen aus so verschiedenen Ländern und Kulturen war eine sehr bereichernde Erfahrung, auch der Austausch der verschiedenen Kulturen und der verschiedenen künstlerischen Aspekte, das Kennenlernen der vielen Eigenheiten. Das vergisst man nie.“ Leonard Bernsteins berühmtes Motto hat also unverminderte Gültigkeit: „Let us make music as friends“.

Wie eine alle Grenzen überschreitende musikalische Freundschaft klingt, wird diesen Sommer in vielen Sinfoniekonzerten des Festivalorchesters zu bestaunen sein, in denen es auf Ohrenhöhe mit den renommierten Gastorchestern spielen wird. Auf Tourneen werden die jungen Begeisterungsmusiker zudem zu Botschaftern des meerumschlungenen Landes, anlässlich des Türkeischwerpunkts des Festivals natürlich in Istanbul, aber auch in Granada, Salzburg und Berlin.

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