
Rezension Andreas Scholl – Pärt: Stabat mater
Aufnahmetechnisch schwierig
Die stark herausgehobenen Solisten Andreas Scholl und Roberto Alagna stören Arvo Pärts musikalische Idee von Homogenität und Transparenz.
Arvo Pärt ist der große Sonderling unter den zeitgenössischen Komponisten. Seine Musik lebt von der Reduktion, Meditation und religiöse Versenkung gelten als zentrale Kategorien seines Schaffens. So erscheinen auch in seinen zahlreichen geistlichen Werken menschliche Stimmen eher entpersönlicht, eingebunden in ein größeres Ganzes. Verstörend erscheint es da, wenn im Stabat Mater die Tenorpartie mit einem italienischen Operntenor wie Roberto Alagna besetzt wird und die Solostimmen von der Aufnahmetechnik weit vor dem Streichorchester platziert werden. Das mag beim Verdi-Requiem noch angehen, hier zielt es am Kern der Musik vorbei. Fraglich auch, ob Andreas Scholls Countertenor noch die adäquate Reinheit für Pärt-Lieder wie „Vater Unser“ oder „Ein Wallfahrtslied“ besitzt. Die reinen Instrumentalwerke wie „Fratres“ oder „Summa“ sind schön gespielt, aber das rettet diese Platte nicht.
© Rolf Walther

Andreas Scholl
Pärt: Stabat mater, Fratres u. a.
Aleksandra Kurzak (Sopran), Andreas Scholl (Countertenor), Roberto Alagna (Tenor), Morphing Chamber Orchestra, Tomasz Wabnic (Leitung)
Aparté
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