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Bücherherbst – Kevin Clarke (Hg.): Breaking Free

Lohnende Entdeckungen

Aus verschiedenen Blickwinkeln beschreibt „Breaking Free“, wie das Musical-Genre heterosexuelle Normen unterwandert.

vonEcki Ramón Weber,

Die Welt des Musicals ist weitaus bunter und vielfältiger als das, was wir hierzulande in der Regel als allzu glattpolierte, überzuckerte Konfektionsware kennen. Das vor allem ist die Erkenntnis nach der Lektüre dieses Sammelbands, den Kevin Clarke herausgegeben hat: „Breaking Free“ präsentiert ein überaus breites Spektrum, von den Klassikern bis zu Zeitgenössischem, von Hochglanz bis Hinterhofbühne. Jeweils unter dem Blickwinkel, welche Bezüge es gibt zu all dem, was heute als queer bezeichnet wird, somit jenseits der heterosexuellen Matrix verortet wird. Dies ist in der DNA des Genres verankert, schließlich waren und sind viele der Textautoren und Komponisten schwul oder bisexuell, nicht zuletzt Cole Porter und Leonard Bernstein.

Deutschland als „Entwicklungsland“ in Sachen Musical

In voremanzipatorischen Zeiten waren es Musical-Libretti, die sexuelle Anspielungen und Doppeldeutigkeiten transportierten. In deutschen Übersetzungen fiel dies jedoch zumeist unter den Tisch. Eines der Anzeichen, dass Deutschland noch immer ein „Entwicklungsland“ in Sachen Musical ist, wie es in einem Beitrag heißt. Aus der Verbindung von profunden, anschaulich geschriebenen wissenschaftlichen Aufsätzen und Interviews mit Akteurinnen und Akteuren der Szene – von Dagmar Manzel bis zu Christoph Marti von Geschwister Pfister – ergibt sich ein differenziertes Bild. Dies gelingt auch, weil die Beiträge auf der Höhe aktueller Diskurse über Queer-Theorie, Postkolonialismus, Rassismus und Identitätsdebatten sind. Das Beste: Dieses Buch macht Lust, in bislang unbekannte Gefilde des Musicals einzutauchen.

Breaking Free – Die wunderbare Welt des LGBTQ-Musicals

Kevin Clarke (Hg.)
Querverlag, 320 Seiten
29 Euro

Buch-Tipp:

Breaking Free – Die wunderbare Welt des LGBTQ-Musicals

Kevin Clarke (Hg.) Querverlag, 320 Seiten 29 Euro

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