
Rezension Simone Dinnerstein – A Character of Quiet
Zeit und Stille
Simone Dinnerstein wägt genau ab, poetisiert gekonnt und unaufdringlich, eine persönliche Handschrift jedoch sucht man oft vergebens.
Aufmerksamkeit erregte die amerikanische Pianistin Simone Dinnerstein zum ersten Mal 2007 mit ihrer selbstproduzierten Aufnahme von Bachs „Goldberg-Variationen“. 2017 hatte Philip Glass für sie sein drittes Klavierkonzert geschrieben, jetzt spielt sie in ihrer Wohnung in Brooklyn drei seiner Etüden sowie Schuberts Klaviersonate D 960. Das Album entstand als Antwort auf coronabedingte Ausgangssperre und Isolation und geht in dem Sinne Fragen nach Zeit und Stille auf den Grund. Dinnerstein deutet Glass, gerade in der zweiten Etüde, mit dem nötigen Atem, Tonrepetitionen künden von Monotonie und sind gleichzeitig Boten von Bewegung und Fortkommen. Ihr Zugang zu Schubert ist auf die leisen Töne ausgerichtet, vor allem im zweiten Satz. Dinnerstein wägt genau ab, poetisiert gekonnt und unaufdringlich, eine persönliche Handschrift jedoch sucht man oft vergebens.
© Lisa-Marie Mazzucco

Simone Dinnerstein
A Character of Quiet
Schubert: Sonate B-Dur D 960
Glass: Etüden Nr. 2, 6 & 16
Simone Dinnerstein (Klavier)
Orange Mountain
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