Der Hinweis, dass dieses Ballettstück ab zwölf geeignet ist, scheint ausnahmsweise mal kein Warn-, sondern ein Entwarnungshinweis zu sein, denn eine Choreografie, die das Treiben und Wüten der Borgia-Familie zum Mittelpunkt hat, könnte gut und gerne in die jenseitigsten Sphären durchtriebenster FSK-18-Kultur führen. Die spanischen Emporkömmlinge im machtverwöhnten italienischen Adel, zügellose Renaissance-Menschen und skrupellose Strippenzieher mit viel zu viel Macht und Einfluss, ließen praktisch keine Sünde aus: Ehebruch in Vielzahl, Mord, Ränkespiele, Nepotismus. Auf der Habenseite steht immerhin ein überaus ausgeprägter Kunstsinn und -geschmack.
Jörg Mannes rückt in seinem Ballettabend, der in Magdeburg zur Uraufführung kommt, Rodrigo Borgia in den Mittelpunkt. Als Kardinal lebte der Kirchenmann brav bei der Mutter seiner vier Kinder und ließ nebenher so manche Orgie bei sich steigen. Als Papst Alexander nahm seine promiskuitive Lebensfreude nicht wirklich ab. Familiensinn indes hatte er: Seinen Sohn Cesare rückte er in den Kardinalsstand. Aber wie schon gesagt: Zwölfjährige werden’s verkraften. (MT)