„Die wahre Heimat ist eigentlich die Sprache“, schrieb der Philosoph und Philologe Wilhelm von Humboldt vor gut zweihundert Jahren. Man muss kein Sprachpurist und Dogmatiker sein, um festzustellen, dass die deutsche Sprache im Zuge ihrer kommunikativen Verstümmelung, die besonders krude in den digitalen sozialen Netzwerken betrieben wird, derzeit keinen leichten Stand hat. Wer wird in zwanzig, dreißig Jahren noch einen Satz von Goethe, Thomas Mann oder Ingeborg Bachmann ohne ein Gefühl von tiefster Entfremdung und Konzentrationsüberforderung lesen, darf man ketzerisch fragen. Damit man sich auch morgen noch in der eigenen sprachlichen Heimat nicht nur „safe“ und „relaxed“, sondern auch sicher aufgehoben und wohlfühlen kann, hat Kammersängerin Edda Moser 2006 das „Festival der deutschen Sprache“ mit Konzerten, Lesungen, Musik- und Sprechtheateraufführungen gegründet. Den Anfang macht dieses Jahr Bariton Konstantin Krimmel mit Brahms’ Liederzyklus „Die schöne Magelone“.
Sören Ingwersen
