In die Stille hineinhorchen und spüren, wie sie die Klangfarben zum Leben erweckt – diese Erfahrung vermittelt vielleicht kein Komponist eindrucksvoller als der 1947 in Palermo geborene Salvatore Sciarrino. Als Autodidakt begann er schon mit zwölf Jahren, eigene Musik zu schreiben, die schon bald auf Festivals der Neuen Musik aufgeführt wurde. Vor allem seine meist kammermusikalisch besetzten Musiktheaterwerke, in denen Sciarrino eine immersive Welt aus Obertönen und Geräuschklängen kreiert, begründeten den Erfolg des italienischen Komponisten, der seit 1983 in Città di Castello in Umbrien lebt.
Im Auftrag der Hamburgischen Staatsoper öffnet der 75-Jährige nun mit einem neuen Werk das Füllhorn der antiken Mythologie. „Venere e Adone“ erzählt von den Göttern Mars und Venus, den Eltern des Amor, und vom schönen Adonis, einer von den Göttern manipulierten Marionette, dem seine Liebe zur launischen Venus zum Verhängnis wird. Eine unbarmherzige Welt, in der paradoxerweise nur der in ein Wildschwein verwandelte Kriegsgott Ares, der Adonis tötet, einen Anflug von Mitgefühl zeigt. (SI)